Projektbereich - Nationales Kulturgut

Zeugenaufruf: Vorbereitung der Vernichtung Leipziger Universitätsbauten bis 1967



Während die ersten Nachkriegsplanungen und Pläne in den frühen 1950er Jahren vorsahen, das gesamte Gelände baulich wieder zu komplettieren, kamen danach die ersten Forderungen der SED auf den Tisch, ausschließlich neue sozialistische Architektur zu erlauben und "alte" Architektur, d.h. bürgerliche Werte zu eliminieren.

Dieser erste Anlauf zur Sprengung der Leipziger Universitätsbauten einschließlich der Paulinerkirche Anfang der 1960er Jahre scheiterte am Widerstand der Bürger und der Kirchen.

Aus diesem Grunde ging die SED strategisch an die Durchsetzung ihrer kulturfeindlichen Pläne. Als Antwort auf das Gutachten von Landeskonservator Dr. Hans Nadler vom 02.12.1963 fertigte der stellvertretende Vorsitzende des Rates des Bezirkes, Genosse Helmut Häußler, in einem Schreiben vom 14.01.1964 an das Mitglied des ZK der SED, Genosse Paul Fröhlich, eine gezielte Herabwürdigung an, in der er u.a. schrieb: "... dass Dr. Nadler sein Gutachten völlig losgelöst von den Grunderfordernissen unserer Zeit, wie sie vom Standpunkt der Arbeiterklasse und der ganzen sozialistischen Gesellschaft, verantwortungsvoll für die politische Gestaltung des Karl-Marx-Platzes als dem Zentrum der Stadt Leipzig stehen, wie sie vor allen Dingen vom Standpunkt der Entwicklung von Wissenschaft, Lehre, Forschung und Technik, das heisst vom Standpunkt der künftigen Funktionen und Rolle der Universität und ihrer Gebäude stehen, offensichtlich erarbeitet hat." (SächsStAL, Bezirkstag und Rat des Bezirkes 21382, S. 67-73)

In der Folge wurde alles getilgt, was diese Leipziger Universitätsbauten betraf. In dem letzten "Architekturwettbewerb" erschien die Paulinerkirche nur in einem Entwurf, weil das beteiligte Rostocker Architekturbüro zur Einweisung in Leipzig nicht anwesend und somit den Architekten nicht bekannt war, daß die Paulinerkirche vernichtet werden sollte.

Gesucht werden:

- Maßnahmepläne der SED-Leitungen, SED-Bezirksleitung sowie der SED-Kreisleitung der "Karl-Marx-Universität" Leipzig zum Verfahren
- Bestandsverzeichnisse der Kellerinventarien von Augusteum, Albertinum und Johanneum
- Anweisungen zur Beseitigung von geschichtlichen Dokumenten zur Paulinerkirche und den anderen Universitätsgebäuden
- Hinweise auf Personen, die Bibliotheksbestände "flöhten" (die Bibliotheksbereiche der Universität waren infolge von Kriegszerstörungen zerstreut)
- Hinweise auf Personen, die die Raubgrabungen mit vorbereiteten (in der Operation am Wochenende vor der Sprengung wurden bereits Säulen angebohrt, weil man einen (dann nicht gefundenen) Silberschatz in der Paulinerkirche vermutete).
- weitere Dokumente der und zur Universität, die im Rahmen dieser Vorbereitungen ausgesondert wurden bzw. versteckt werden mußten.


Kontakte:
Wieland Zumpe, Lärchenweg 9a 04288 Leipzig Email: bach(at)paulinerkirche.org
Benno Kny, Bergheimer Weg 27, 70839 Gerlingen

Copyright © Wieland Zumpe 2002-2017