Die Universität als Sache aller

Wenn zum 600jährigen Universitätsjubiläum der Gebäudekomplex der alma mater lipsiensis erneuert werden soll, ist dies ein Anlass, an dem alle Wissenschaften und Künste teilhaben.

Es ist Zeit zur Besinnung. Die geschichtliche Entwicklung jedes einzelnen Faches spiegelt sich an diesem Standort ehemaliger Klosteranlagen zwischen dem heutigen Augustusplatz und der Universitätsstraße. Aber wer weiß das noch? Wer kennt sich schon aus auf dem historischen Boden von Johanneum, Bornerianum, Albertinum, Fridericianum, dem Schwarz´schen und dem Beguinen-Haus? Wer kann sich den Ablauf des studentischen Lebens in verschiedenen Jahrhunderten vorstellen und das Entstehen von vielen Teilbereichen der Mathematik, Physik, Chemie, Psychologie oder der Geisteswissenschaften in ihren Wurzeln begreifen?

Der Umbruch der Wissenschaften im beginnenden neuen Jahrtausend weist qualitative Veränderungen auf, indem menschliches Wissen als Information zunehmend integriert werden kann. Fachrichtungen werden wieder aufeinander zulaufen und sich wechselseitig kräftigen.

Diese Entwicklung kann der Erneuerung der Universität Leipzig nur dienlich sein. Die Verantwortung einzelner Wissenschaftsbereiche wird so gestärkt, wie sie zum Gelingen des Ganzen beitragen. Im Sinne wissenschaftlicher Selbstverständigung können z.B.

- Geowissenschaftler Geographische Informationssysteme einsetzen, um den baugeschichtlichen Werdegang exakt zu dokumentieren.

- Kunsthistoriker u.a. Funktion und Erscheinungsbild der Universitätsbauten besser nachzeichnen

- Musikwissenschaftler historische Aufnahmen und Stücke bereitstellen.

- Wirtschaftswissenschaftler die Logistik der Produktkreisläufe und Folgeabschätzungen erfassen

u.v.a.

Jede Fachdisziplin kann wichtige Dokumente digital aufbereiten, so dass die Verfügbarkeit des Wissens weltweit und für jedermann gewährleistet ist.

Hieraus wird sich auch die künftige Attraktivität des Wissenschaftsstandortes der Universität Leipzig erschließen, denn je besser Informationen aufbereitet und dargestellt werden, desto wichtiger ist der Anreiz auf ihre Erlebbarkeit – als Studienort, als Tagungs- und Kongressstätte, als Forschungsdomizil und als Anziehungspunkt und für Tourismus und jeden Bildungsbürger im Allgemeinen.

Die selbstbestimmte und freie Mitwirkung an dieser Zielstellung ermöglicht allen Interessierten, das historische Verständnis für die Universität mit ihrer künftigen Ausrichtung zu verknüpfen.

Möge diese gewaltige Herausforderung gelingen.