Aus der Rubrik Wissenschaftsunterdrückung:

Wegschauen. Totschweigen. Verdrängen.

Prof. Dr. Klaus Landfried

unbeantwortet

Prof. Dr. Klaus Landfried (PERSÖNLICH)

Präsident der Hochschulrektorenkonferenz

Ahrstraße 39

53175 Bonn

Leipzig, den 4. Juni 2003

Hochverehrter Herr Prof. Landfried,

aufgrund meiner Email vom 24. Februar 2003 an die Mitglieder der Hochschulrektorenkonferenz wandte ich mich am 14. April 2003 schriftlich an alle Adressaten mit der Erwartung, in dieser Sache Gerechtigkeit walten zu lassen. Da ich hierauf nur zwei Briefe ohne ausreichenden inhaltlichen Bezug bekam, wende ich mich nun ausschließlich an Sie.

In der Konsequenz meiner Erläuterung vom 24.02.2003 (und bestimmt auch weiterer Schreiben unabhängig von mir) wäre zu erwarten gewesen, dass sich die Hochschulrektoren-konferenz über die Zustände an der Universität genauer informieren lässt bzw. eine genauere Prüfung einer weiteren Positionierung vorzieht. Doch meine Information wurde weitergeleitet, und was dann von Meinungsfreiheit seitens des Rektorates an der Universität Leipzig zu halten ist, hatte ich bereits geschildert. Es ist erstaunlich, wie die Leipziger Universitätsleitung mit an die Hochschulrektorenkonferenz gerichteten Schreiben umgeht.

D.h. da ich mich an die Hochschulrektorenkonferenz wandte, bleibt mir nichts anderes übrig, von Ihnen Gerechtigkeit einzufordern. Schließlich geht es um bedeutende Entscheidungen bezüglich des Wissenschafts- wie Kulturerbes.

Freilich kenne ich derartige Situationen bereits aus DDR-Zeiten, wo bei Eingaben von mir zur mangelnden Baukultur von einigen Personen unbedacht Material weitergegeben oder im vorauseilenden Gehorsam zu SED und Stasi lanciert wurde, um statt kritisierter Umstände mich zu treffen. Allerdings gab es damals schon Kopien, die gut verteilt waren. Und so werde ich, wenn sich in der Sache nichts tut, als nächstes die 27 Nobelpreisträger und weitere Persönlichkeiten anschreiben, die sich für eine geschichtsbewusste Wissenschaftsentwicklung und den Wiederaufbau der Paulinerkirche einsetzen.

Bitte bedenken Sie, dass der Wiederaufbau in Leipzig andere Prämissen hat als die Frauenkirche in Dresden. Während die Frauenkirche der Hitzeentwicklung nach den Bombenangriffen nicht standhielt und zusammenfiel, wurden Universitätskirche, Augusteum, Albertinum und Johanneum vor 35 Jahren gezielt von der SED gesprengt. Geistes-, Wissenschafts- und Kulturgeschichte, bürgerliches und humanistisches Erbe sollte für immer ausgelöscht werden!

Nicht etwa Persönlichkeiten des Widerstandes von 1968 wie Prof. Harald Fritzsch wirken maßgebend an der Universität Leipzig, sondern zahlreiche damals an der Universität Studierende, die ihre Karrieren aufgrund dieser Kulturbarbarei profilierten, gleich ob in SED oder Blockparteien. (Um es noch einmal explizit zu formulieren: Es geht nicht um das Bestreiten fachlicher Reputation.) Vielleicht wird damit verständlich, dass sich von diesen niemand so recht erinnert werden will, und auch den seit 1990 hinzukommenden Professoren und Studenten dieses Geschichtswissen weitgehend vorenthalten wurde.

Somit geht derzeit leider geistiger wie baulicher Reichtum unter, den die Universität Leipzig (siehe www.paulinerkirche.org) besaß. Es gibt wirklich keinen vernünftigen Grund, sich dieser Geschichte nicht zu stellen.

Bedenken Sie auch, dass die Geschichte der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands an der Karl-Marx-Universität Leipzig, die sogar eine eigene Kreisorganisation umfasste, ebenso wenig aufgearbeitet und untersucht ist wie die der Stasi an der Universität.

Letztens muss ich darauf hinweisen, dass gegenwärtig weitere, bislang unbekannte und unveröffentlichte Geschehnisse hinsichtlich der systematischen Vernichtung und Plünderung von Kulturwerten durch die SED vor der Bekanntgabe stehen, die internationales Aufsehen erregen werden.

Wie Sie aus der Reaktion von Herrn Prof. Bigl ersehen haben, bedarf es zur Herstellung der demokratischen Selbstverwaltung bestimmt noch einiges größeren Zeitraumes. Der Wiederaufbau der Paulinerkirche und weiterer wichtiger architektonischer Bezugspunkte wird ein Beitrag sein, würdig an den Wurzeln der Universität anzuknüpfen.

Diesem stelle ich mich. Und ich bitte Sie daher, dies zu unterstützen. Daher verlange ich eine umgehende Rehabilitierung und den Einsatz der von mir geleisteten Arbeiten.

Schließlich geht es mit dem Know-how der neuen Technologien u.a. um Einsparung von Planungsmitteln bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität – und dies auch bundesweit für andere Hochschulen.

Mit freundlichen Grüßen

Wieland Zumpe

Professional Member of Web3D Consortium http://www.web3d.org

Mitglied der Gesellschaft für Effizienz in Staat und Verwaltung e.V.

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unbeantwortet

Zur schnellen Erledigung

Prof Dr. Klaus Landfried (PERSÖNLICH)

Präsident der Hochschulrektorenkonferenz

Ahrstraße 39

53175 Bonn

Leipzig, den 9. Juli 2003

Hochverehrter Herr Prof. Landfried,

nach meinem Schreiben vom 2. Juni 2003 fasse ich kurz zusammen:

Die Leipziger Universitätsleitung ist über dreieinhalb Jahre nicht auf Vorschläge eingegangen, Planungen in einem demokratischen Prozess und mit größter Sorgfalt voranzutreiben. Der ehemalige Rektor, Prof. Dr. Volker Bigl, und der Kanzler, Herr Peter Gutjahr-Löser, haben vorsätzlich entsprechende Vorschläge ignoriert.

Währenddessen brachte es die gleiche Leitung fertig, aufgrund meines Schreibens an die HRK nach zehn Tagen mir Email und Homepages zu kappen, Hausverbot auszusprechen und eine Beleidigungsklage anzuhängen (was verständlicherweise von der Staatsanwaltschaft bereits eingestellt wurde).

Da aber dieser Zustand anhält, erwarte ich von Ihnen, bei der Universität Leipzig durchzusetzen, dass mindestens mit letzterer Geschwindigkeit, d.h. noch in Ihrer Amtszeit, meine Forderungen vom 2. Juni 2003 erfüllt werden, da es mitnichten sein kann, dass ein Schreiben an die HRK Repressaliengrundlage der Einrichtung ist, deren Haltung und Verfahrensweise beanstandet wurde.

Die weiteren Schritte entnehmen Sie bitte meinem Schreiben vom 2. Juni 2003.

Mit freundlichen Grüßen

Wieland Zumpe

u.a. http://www.paulinerkirche.org

Nachbemerkung:

Die Äußerung zur geistig-moralischen Schieflage an der Universität Leipzig, die ich bereits im Schreiben vom 2. Juni 2003 andeutete – „..Nicht etwa Persönlichkeiten des Widerstandes von 1968 wie Prof. Harald Fritzsch wirken maßgebend in der Universität Leipzig, sondern zahlreiche, damals an der Universität Studierende, die ihre Karrieren aufgrund dieser Kulturbarbarei profilierten, gleich ob in SED oder Blockparteien...“ – möchte ich kurz erläutern.

Solange nicht Persönlichkeiten des studentischen Widerstandes wie im Jahre 1968, die Zivilcourage zeigten und ihre wissenschaftliche und persönliche Existenz opferten, nicht in leitenden und Ehrenfunktionen der Universität Leipzig tätig sind, sondern eine z.T. eben jene „Anpasser-Klientel“, wird es schwerlich eine geistig-moralische Erneuerung geben. Man kann sich nicht auf Opfer der Nazi-Diktatur berufen oder auf Persönlichkeiten wie Litt, Bloch u.a. und gleichzeitig jene gelebten Werdegänge und Schicksale aus der jüngeren Vergangenheit nur als Bittsteller auftreten lassen, die von der Universitätsleitung vielleicht mit mal einem Gespräch oder lapidaren Schreiben abgefunden werden.

Solange mit Meinungsfreiheit und wissenschaftlichen Anliegen an der Universität Leipzig so umgegangen wird wie in meinem Fall, wo statt offener demokratischer und Fachdiskussion z.B. Untergebene der Universitätsleitung mit Notlügen obige Restriktionen kaschieren müssen, ist es um eine wirklich demokratische Selbstverwaltung schlecht bestellt.