Wieland Zumpe

Philipp-Rosenthal-Straße 21

04103 Leipzig

Oberbürgermeister der Stadt Leipzig

Herrn Burkhard Jung

Neues Rathaus

04109 Leipzig

Unterlassung

Etzoldsche Sandgrube: Verschwendung von Steuergeldern und Fortsetzung von DDR-Staatskriminalität

Leipzig, den 19. Februar 2010

Sehr geehrter Herr Jung,

aus Anlaß des Bachfestes 2007 übergab ich Ihnen persönlich in der Thomaskirche ein Faltblatt zum Thema der Wiederherstellung von Johann Sebastian Bachs Wirkungsstätten. Da es wie bei Ihrem Vorgänger, Wolfgang Tiefensee (SPD), nicht nur langsam Sitte geworden ist, sich nicht näher zu informieren, nachzufragen oder überhaupt zu reagieren, sondern mit Vergeßlichkeit oder Nichterinnernkönnen oder -wollen eine fragwürdige, demokratiegefährdende Praxis geübt wird, erhalten Sie dieses Schreiben direkt in Ihrem Büro.

Anlaß ist Ihre beabsichtigte vorsätzliche Verschwendung von Steuergeldern aus dem Konjunkturpaket II auf der Etzoldschen Sandgrube. Obwohl hochkarätige Wissensträger spätestens seit 1990 im Rathaus sitzen wie der Bürgermeister Andreas Müller (SPD), der schon zu DDR-Zeiten Theologie auch in der Schweiz studierte, und eine Vielzahl ehemaliger SED-Kader, haben Sie vermutlich nicht bemerkt, daß der Hügel der Kulturverbrechen bereits mit Bäumen und Sträuchern gehübscht wurde nebst einer Aussichtsplattform mit eben der Blickachse als „Brückenschlag“, die wie zu SED-Zeiten, wieder „gelingen“ soll. Auch die eingerichteten Sitzgruppen wurden bereits zu DDR-Zeiten abgerechnet und finden sich dort ebenso vandalismusgerecht zerlegt in den Büschen wie das Kulturgut darunter. Einer Klangplastik würde es ebenso ergehen.

Auf Vandalismus kann man nicht aufbauen.

Dieser Vertuschung sollten Sie nachgehen! Sie erinnert fatal an die sozialistischen Jubel- und Kraftakte zum Belügen der Leipziger Bürger wie 1968, als u.a. auf dem „Fockeberg“ ein „Kosmodrom“ entstehen sollte, während zur gleichen Zeit die innerstädtischen Zerstörungen (u.a. Gewandhaus, Deutrichs Hof, Hotel des Saxe, Meßhaus Union) vorangetrieben wurden.

Es ist abstoßend, wenn im Jahre 2010 die gleichen, vom KGB und dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR hinlänglich bekannten Methoden der Desinformation in Leipzig weiter eingesetzt werden. Schließlich hat gerade Herr Prof. Cornelius Weiss (SPD) den Wiederaufbau der Universitätskirche St. Pauli verschrien, indem er eine Milliarde DM ansetzte. Eine geschichtliche Aufklärung der zweiten deutschen Diktatur hat er als Rektor der ehemaligen „Karl-Marx-Universität“ Leipzig ebenso unterlassen wie die Aufarbeitung der Rekrutierung „kommunistischer Kundschafter“ an der damaligen Sektion Chemie. Und in eben dieser Machart wurde jetzt im Rathaus die Öffnung der Etzoldschen Sandgrube mit Unsummen an Kosten verschrien, damit die Verbrechen der SED möglichst immer noch nicht ans Tageslicht kommen.

Denn es geht eben nicht nur – und das wissen die „Alt-Kader“, besonders in der Stadtverwaltung und darüber hinaus genau – um einen „barbarischen, willkürlichen Akt“, sondern u.a. um Bauteile des Augusteums, des Albertinums, des Johanneums, der Paulinerkirche samt den Keller- und historisch bemalten Gruftbereichen einschließlich Epitaphien, der Gebeine von Toten der Völkerschlacht und selbst den Sarg von Johannes Tetzel. Hier hinein spielt die bedeutendste Raubgrabung der DDR-Geschichte, die Plünderung der Paulinerkirche am Wochenende vor der Sprengung 1968, deren Nutznießer in erster Linie die Hauptabteilung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit (HV A) der DDR war.

Diese unterdrückte Geistesgeschichte, bewährte Baukultur und viele bürgerliche Werte mit Weltgeltung gilt es zu bergen bzw. der Vergessenheit zu entreißen und damit dringend notwendig an historische Leistungen anzuknüpfen, anstatt mit immer neuem Baumüll Leipzig weiter unattraktiver und gesichtsloser zu machen.

Sie müssen als Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und SPD-Mitglied endlich SED-Verbrechen aufklären und mit der bereits untersuchten Öffnung des Schandhügels Kulturwerte wiedergewinnen.

Ich bin direkt angesprochen, nachdem man in der Stadtverwaltung Geschichte weiter vorsätzlich klittert. Deshalb fordere ich die sofortige Aufgabe des staatsschädigenden Vorhabens und eine schonungslose Untersuchung. Zugleich fordere ich Aufklärung darüber, wie in der Stadtverwaltung von mir erarbeitetes und zusammengestelltes Material vorsätzlich unterschlagen und dafür willkürlich ohne meine Zustimmung verwendet wird. Hierfür setzte ich eine Frist von 14 Tagen (bis 05.03.2010).

Mit freundlichen Grüßen

Wieland Zumpe

http://www.leipzig.de/de/buerger/newsarchiv/2009/15853.shtml

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STADT LEIPZIG

Herrn Wieland Zumpe
Philipp-Rosenthal-Straße 21
04103 Leipzig

Datum (Stempel) 07. April 2010

Etzoldsche Sandgrube

Verschwendung von Steuergeldern und Fortsetzung von DDR-Staatskriminalität

Sehr geehrter Herr Zumpe,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 19.02.2010.

Mir ist sehr wohl bewusst, dass in 1960er Jahren die Bauteile der kultur- und kunsthistorisch wertvollen Gebäude des Augusteums, des Albertinums. des Johanneums. der Paulinerkirche samt Keller und Grüfte, einschießlich Epitaphien und Gräber, nicht nur zufällig sondern gezielt in die Etzoldschen Sandgrube verbracht worden sind. Nach Auskunft von Zeitzeugen und den Untersuchungen des Trümmerberges wurden die Abbruchmassen der o. g. Gebäude auf der Sole der Sandgrube eingebracht und ganz bewusst mit Trümmern der Abrisse aus der Ostvorstadt vermischt und überdeckt. Die Bergung dieser wertvollen Zeugnisse Leipziger Baukultur wurde untersucht. Die Kosten bewegen sich nach vorliegenden Schätzung im höheren zweistelligen Millionenbereich. Die Trümmer müssten archäologisch geborgen, sortiert und die nicht nutzbaren Teile auf eine Deponie verbracht werden. Die Transportkosten zu der nächstliegenden Deponie wurden berücksichtigt. Die notwendigen finanziellen Mittel sind derzeit weder vom Paulinerverein, mit deren Vorstand die Verwaltung im Rahmen des Projektes kommuniziert, noch die Stadt aufzubringen. Das Bestreben des Paulinervereins den Trümmelhügel komplett abzutragen, könnte - die finanzielle Sicherung vorausgesetzt - umgesetzt werden.

Die Stadt Leipzig beabsichtigt die Entwicklung des Parks auf dem Gelände der ehemaligen Etzoldschen Sandgrube in Leipzig Pobstheida Die Maßnahmen sind einerseits im sanierungsbedürftigen Zustand des Parks begründet. Andererseits ergibt sich Gestaltungsbedarf aus der historischen Tatsache, dass Trümmerschutt der im Mai 1968 willkürlich gesprengten Paulinerkirche an diesen Ort zur Ablagerung gelangten. Der Trümmerhügel soll in einen Zustand versetzt werden, welcher der Erinnerung an diese Tatsache genügt. Die Errichtung eines würdigen Ortes in einfacher Art und Weise zur Dokumentation dieser grausamen Geschichte ist den Bürgern und uns ein Anliegen.

Wir wollten bewusst kein Denkmal schaffen, sondern einen Ort, der die Aufmerksamkeit der Besucher weckt und zum Innehalten anregt. Das Interesse, diesen Ort mit dieser Absicht aufzusuchen, besteht bereits. So finden dort regelmäßig Gottesdienste der Katholischen und der Evangelischen Studentengemeinde sowie der Kirchgemeinde von Probstheida statt.

Den Bürgern ist es ein Bedürfnis, dass der allgemein noch recht unbekannte Ort eine eigene Identität verbunden mit seiner Vergangenheit erhält. Die derzeitige Gestaltung mit dem Richtungsstein ignoriert diese Vergangenheit ganz bewusst.

Nutzerspuren, wie die zahlreichen Trampelpfade auf den Böschungen, zeigen den Bedarf weitere Wegeverbindung an. So sollen zum vorhandenen rampenartigen Aufgang noch ein oder zwei weitere Aufgänge mit Treppen auf kürzerem Weg entstehen.

Die Gestaltung wurde bei einer Bürgerinformation am 20.01.2010 in den Räumen der Immanuelgemeinde in der Russenstraße wohlwollend aufgenommen. Mit den Mitteln aus dem Konjunkturpaket II wurde für den Park an der Etzoldschen Sandgrube ein Konzept sowie eine zukünftige weiterführende Gestaltung entwickelt, das schrittweise auch beispielsweise im Rahmen des Ausbaus der Pragerstraße umgesetzt werden soll.

Mit freundlichen Grüßen

Burkhard Jung

Oberbürgermeister

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Wieland Zumpe

Philipp-Rosenthal-Straße 21

04103 Leipzig

Oberbürgermeister der Stadt Leipzig

Herrn Burkhard Jung

Neues Rathaus

04109 Leipzig

Unterlassung – Etzoldsche Sandgrube

Verschwendung von Steuergeldern und Fortsetzung von DDR-Staatskriminalität

Leipzig, den 7. Mai 2010

Sehr geehrter Herr Jung,

recht vielen Dank für Ihr Schreiben vom 07.04.2010 (Stempel, Poststempel 9.4., Posteingang 10.4. mit dem Stempel Dezernat III, Umwelt, Ordnung, Sport)!

Dabei möchte ich zunächst die Übereinstimmung begrüßen, daß die Bauteile in der Etzoldschen Sandgrube kultur- und kunsthistorisch wertvoll sind und der Trümmerhügel abgetragen werden kann.

Wenn Sie nun aber den Beitrag von REPORT München vom 29.03.2008 und mein Unterlassungsschreiben vom 23.02.2010 mit Ihrem, vom Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport versandten Schreiben vergleichen, müssen Sie feststellen, daß hierbei nicht vertretbare Diskrepanzen und teils völlige Unvereinbarkeiten bestehen. Dies bedarf der Aufklärung. Der aufmerksame Bürger fragt sich bei genauerem Hinsehen nicht nur, wie es ein Leipziger Oberbürgermeister, der von Beruf Lehrer ist, auf reichlich einer Seite zu über fünfzehn Verstößen gegen die deutsche Rechtschreibung bringen kann, sondern auch, worin die Ursachen für in diesem Schreiben enthaltene, gravierende inhaltliche Fehler liegen.

Da es sich auch bei dem unsinnigen Projekt um die vorsätzliche Verschwendung öffentlicher Gelder handelt, gehe ich darauf ausführlich ein, damit sowohl jüngere Leser als auch Steuerzahler in den westlichen Bundesländern die Hinter- und Abgründe erfahren, weshalb in Leipzig weiter DDR-Staatskriminalität in Ihrer Verwaltung fortgeführt wird und dadurch dem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat immer größerer materieller und immaterieller Schaden entsteht.

Auch wenn der geschichtliche Hintergrund einen Schwerpunkt im Beginn der 1960er hat, muß dieser konkret vergegenwärtig werden, wenn Sie allgemein von „dieser grausamen Geschichte“ sprechen.

Hierzu habe ich einige Beispiele ausgewählt, welche die herrschende Lehrmeinung nicht nur an der „Karl-Marx-Universität“ Leipzig charakterisieren, die der jahrelang als Gastdozent in Leipzig wirkende Professor Nikolai Janzen aus Moskau in seinem Buch „Kompaß für Leben“ im Jahre 1961 richtungsweisend verkündete (1).

Jeder wahre deutsche Patriot muß sich heute auf die DDR orientieren, wenn er in seinem Leben nicht fehlgehen, den richtigen Platz in seinem Vaterland finden und für die Zukunft Deutschlands, für sein Morgen, vorbereitet sein will, weil auf Grund der gesetzmäßigen Entwicklung der Gesellschaft in unserer Epoche die Zukunft in ganz Deutschland dem Sozialismus gehört. Mögen die reaktionären, die militaristischen Kräfte in Westdeutschland noch so sehr wüten und toben, noch so sehr gegen die DDR, gegen den Sozialismus hetzen. Sie werden ihr Ziel nicht erreichen. Früher oder später wird ganz Deutschland ein sozialistisches Deutschland sein. (S. 77)

Was bleibt nach all dem einem streng religiösen Menschen Sinnvolles zu tun? Womit kann oder darf er sein Leben erfüllen, außer daß er betet, fastet, die Bibel liest, die Kirche besucht, dort beichtet, fromme Lieder singt, in den Klingelbeutel spendet und wieder betet? Man wird einsehen, daß dies fürwahr keine geistreiche, interessante Beschäftigung ist. Deshalb kann man schon verstehen, daß Menschen mit gesundem Verstand, mit normalen materiellen und geistigen Bedürfnissen, mit normalen geistigen Fähigkeiten (und die meisten religiösen Menschen sind eben solche Menschen), es nicht fertigbringen, die Forderungen der religiösen Lehre vom Sinn des Lebens genau zu befolgen. Und deshalb kommt ein normaler Mensch auch unvermeidlich und fortwährend in unlösbare Konflikte mit den Forderungen der christlichen Religion. Sie engen sein Geistesleben ein, setzen seinen Bedürfnissen ungerechtfertigte Grenzen, verhindern eine normale Entwicklung seiner geistigen Fähigkeiten. Sprengt er nicht die starren Forderungen der Kirche, verletzt er sie nicht systematisch, ist letzten Endes eine geistige Verkümmerung, eine seelische Verkrüppelung das Ergebnis.

(S. 212 f.)

Und was ist sittlich? Auf diese Frage antwortete Lenin auf dem III. Kongreß des Komsomol:„Sittlich ist, was der Zerstörung der alten Ausbeutergesellschaft dient und dem Zusammenschluß aller Werktätigen um das Proletariat, das die neue kommunistische Gesellschaft errichtet.“ Lenin: Ausgewählte Werke. Bd. II. Berlin 1954, S. 788 (S. 257)

Die sozialistische Revolution auf dem Gebiet der Ideologie und Kultur besteht in der völligen Überwindung, in der Ablösung der bürgerlichen Ideologie durch die sozialistische Ideologie, in der Überwindung des bürgerlichen Bewußtseins durch das sozialistische Bewußtsein, in der Ablösung der bürgerlichen Kultur durch die neue sozialistische Kultur und in deren Entwicklung zur Kultur des Kommunismus, zur höchsten Kultur der Menschheit. (S. 278)

Die bürgerliche Moral wie die Kirche haben den Nationalismus, zum Beispiel den Antisowjetismus, stets aktiv unterstützt. Der römische Papst hat sogar wiederholt zum Kreuzzug gegen die Sowjetunion aufgefordert. (S. 290)

Echte und tiefe Liebe zum werktätigen Volke, wahrer Patriotismus, ist unvereinbar nicht nur mit jeder Parteinahme und Sympathie für den faulenden Kapitalismus, für den Adenauerstaat, sondern auch mit Neutralität ihm gegenüber. Wer sein Volk wirklich liebt, wer ein wahrer Patriot ist, kann nicht dem kapitalistischen System der Unmenschlichkeit, dem Bonner Staat gegenüber, der zu einem Atomkrieg rüstet, neutral sein - der muß ein Kämpfer gegen ihn sein. Echte und tiefe Liebe zum werktätigen Volk, wahrer Patriotismus, findet seinen Ausdruck in brennendem Haß gegen die kapitalistische Gesellschafts- und Staatsordnung, gegen Militarismus und Faschismus, gegen das Bonner Paradies der Reichen, findet seinen Ausdruck im Kampf gegen die Herrschaft des Monopolkapitals, gegen den Bonner Ausbeuterstaat, gegen die Kriegstreiber. (S. 296)

Die Liebe zum sozialistischen Vaterland äußert sich auch im Haß, im leidenschaftlichen Haß gegen das kapitalistische System der Unmenschlichkeit, gegen den Bonner Staat, gegen den Militarismus und Faschismus, der dort wieder das Haupt erhoben hat. Ohne diesen Haß ist die Liebe zum sozialistischen Vaterland kein starkes Gefühl, keine zu kühnen Taten und zu Opfern befähigende Kraft. (S. 300)

Ein Jugendlicher, ein Arbeiter, ein Bauer, ein Geistesschaffender, der das kapitalistische Ausbeutersystem verherrlicht, seine Kultur anbetet und in die imperialistische Unkultur verliebt ist, der vor den Ausbeutern, den Reichen und ihren Kulturschändern auf Knien liegt und sie verehrt, mit ihnen liebäugelt, das ist ein Mensch ohne Würde, ohne Ehrgefühl. Er verdient, von seinen Mitmenschen in der sozialistischen Gesellschaft verachtet und der öffentlichen Verspottung preisgegeben zu werden. (S. 317-8)

Diese ideologische Arbeit führt jedoch nur dann zum Erfolg, wenn die politische Aufklärung lebendig ist und der Marxismus-Leninismus, die Prinzipien der sozialistischen Moral nicht abstrakt, trocken, seelenlos, sondern in engster Verbindung mit dem Leben, mit der Praxis, mit dem politischen Kampf, mit der Politik der Partei und heißen Herzens, leidenschaftlich propagiert werden. Die kommunistische Erziehung, Bildung und Schulung der Jugend, sagte Lenin auf dem dritten Kongreß des Komsomol, besteht nicht darin, „daß man ihr mit allen möglichen erbaulichen Reden und Sittlichkeitsregeln kommt“, sondern in der Organisierung des Kampfes „für die Festigung und Vollendung des Kommunismus."

Lenin: Ausgewählte Werke. Bd. II, Berlin 1954, S. 792 (S.357)

Die Arbeit bringt dem Menschen in der sozialistischen Gesellschaft nur dann viel Freude und glückliche Tage, wenn er sozialistisch arbeitet. Und je mehr wir uns dem Kommunismus nähern, desto mehr wird die Arbeit seinen Erbauern Freude bringen. Im Kommunismus wird die Arbeit für alle eine Quelle wahrer Freude, ein Genuß sein. Das Leben wird durch sie besonders interessant und farbig sein. Ein jeder wird allseitig entwickelt sein, ein kommunistisches Bewußtsein haben und infolgedessen wirklich schöpferisch auf dem Gebiete arbeiten, das am meisten seinen Fähigkeiten und Interessen entspricht. Im Kommunismus wird die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit nur drei bis vier Stunden betragen; jeder Mensch wird daher mehrere und ganz verschiedene Berufe beherrschen, wird die Möglichkeit haben, von einem Beruf zum anderen überzuwechseln und sich so allen seinen Fähigkeiten entsprechend zu betätigen. Dadurch wird die Arbeit immer interessant bleiben und eine unerschöpfliche Quelle größter und vielseitiger Freude sein.“ (S. 363)

Die Auswahl, die man sicherlich beliebig auch mit anderen Quellen hätte erweitern können, soll die Gesinnung verdeutlichen, die als Handlungsmaxime gnadenlos auch in Leipzig praktiziert und umgesetzt wurde. Das betrifft nicht nur die Ruinierung der Wirtschaft durch Verstaatlichung, die Vertreibung tausender Intellektueller, das Unterbinden privaten Engagements etc., sondern auch die Züchtung und den Einsatz williger Kader, die diesen diktatorischen kulturbolschewistischen Kurs aktiv gestalteten und durchsetzten – über vier Jahrzehnte bis heute.

Denn SED und Stasi gaben 1989 nicht etwa die Schlüssel ab, sondern untermauerten im Gegenteil in dem zitierten Machtanspruch mit dem Einsatz von B- und HV A-Kadern ihre Stellung im Leipziger Rathaus. Kader aufzulösender Strukturen wie dem Rat des Bezirkes als Schaltstelle zwischen SED, Ministerium für Staatssicherheit (MfS) und der regionalen Organen und Betrieben tauchten in einflußreichen Positionen wieder auf (z.B. Dr. Lothar Meyer, Reinhard Bohse). Während nur offensichtliche „IM“ (z.B. Bernd Weinkauf) und alte SED- und Blockparteien-Funktionsträger (z.B. Dr. Bernd Seidel) ihre Posten räumen mußten, kamen neue, ehemalige SED-Kader in die Verwaltung.

Selbst hauptamtliche MfS-Mitarbeiter fanden unter Ihrem Amtsvorgänger Wolfgang Tiefensee den Weg in die städtische Verwaltung(2). Nach den Richtlinien der SED-Kaderpolitik und mit dem Wissen der HV A schwärmten mit Grenzöffnung 1989 entsprechende Wissensträger gezielt aus, um in der neu entstandenen Situation der SED bzw. DDR positiv gesinnte, bereits ausgekundschaftete bzw. verbündbare Kader oder vielleicht auch naiv Interessierte für Karrieren im Osten Deutschlands zu gewinnen(3), u.a. damit SED-Verbrechen nicht ruchbar wurden und werden.

Denn was bedeutet das für Leipzig in Bezug auf die hier zu verstehenden Sachverhalte? Was wurde im Vergleich zur ersten deutschen Diktatur in dem über dreimal längeren Zeitraum in der zweiten deutschen Diktatur (die glücklicherweise bis zu ihrem Ende nie einen Kriegszustand erlebte) „unter den Teppich gekehrt“? Hierzu möchte ich einige Punkte nennen.

1. Bibliotheksbestände

Ein einfaches Beispiel bot sich mir, als ich ein mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch (Verlag S. Hirzel 1918) aufschlug, das gleich auf der Einbandseite mit einen blauen festgeklebten Zettel einlud:

Lieber Leser!

Helfen Sie uns bitte mit bei der Überprüfung unseres Buchbestandes.

Wir allein können nicht jedes Buch Seite um Seite und Zeile für Zeile lesen. Sollten Sie in diesem Buch noch Stellen mit faschistischer, militaristischer oder völkerverhetzender Tendenz finden, so weisen Sie uns bitte darauf hin.

Wir sind dankbar für jede Hilfe!

Die Leitung der Städt. Bücherhallen

Dieses Buch überlebte die zweite Säuberungswelle in den Städtischen Bibliotheken nach 1945 (man beachte, daß es keine nationalsozialistischen, sondern nur „faschistische“ Tendenzen gab). Dies war zu einer Zeit, als getreu Lenin gerade noch Bach, Goethe, Herder und Beethoven als bürgerliches Erbe toleriert wurden. Aber in einer der weiteren Aussonderungswellen der Leipziger Stadtverwaltung hatte es nach 1969 (so laut Bestellformular auf der letzten Seite) keinen Bestand mehr. D.h. die ehemalige Buchstadt Leipzig wurde durch den real existierenden Sozialismus gezielt ausgedünnt.

Mir ist bisher keine Aufstellung bekannt (bei einer transparenten Stadtverwaltung wäre dies sicherlich möglich), was (und in welchem Umfang) nach 1945 an Büchern verbrannt, ausgesondert, als Papiermüll entsorgt, in Antiquariaten verkauft oder gegen Devisen weltweit verscherbelt wurde.

2. Inventar

Was für Bücher gilt, gilt auch für das Inventar (Plastiken, Einrichtungsgegenstände u.a. Interieur) im Neuen Rathaus und in vielen anderen nachgeordneten Einrichtungen. Auch hier fehlt die Bestandskontinuität, die künftig nachweislich sein sollte.

3. Stadtplanung

Eines der wichtigsten Kapitel für die Stadtentwicklung ist die Fortschreibung der Leipziger Kultur- und Baugeschichte. Es jährt sich bald zum 23. Mal, daß ich in der Stadtverwaltung (4) nach Bauakten fragte und nach dem Bestand der alten Stadtplanung. Dazu gehören u.a. über 6000 Glasnegative im Format 18x13 cm, die 1958 in das Stadtarchiv kamen. Selbst wenn diese auf einer Müllkippe landeten, werden sie kaum alle zerstört sein. Eine Antwort habe ich bis heute nicht erhalten.

Für die Stadt Leipzig ist insbesondere nach 1989 unermeßlicher Schaden entstanden, weil die Stadtverwaltung bei Architekturwettbewerben, Sanierungen und anderweitigen Stadt-entwicklungsfragen eben nicht mit bestem Wissen und Gewissen sowie mit erstklassigen Material einer Jahrhunderte währenden Baukultur für Investoren und Architekten aufwartete, sondern nicht nur diese Fragen ungeklärt sind. Die Stadtverwaltung zeigte sich auch unter Ihrem Vorgänger und dem ehemaligen Stadtrat für Kultur, Herrn Dr. Georg Girardet, nicht interessiert für die Stadt Leipzig und die Stadtgeschichte(5).

Die deutschen Steuerzahler sollten sich sehr genau vor Augen halten, daß beim „Aufbau Ost“ allein in Leipzig Milliarden DM in Bauprojekte geflossen sind. Wo Baukultur und Denkmalschutz gewährleistet wurden (Universitätsbibliothek, ehemaliges Reichsgericht, Gründerzeit- und andere alte Wohnviertel), zeigt sich nun städtebauliche Qualität, die sicherlich jeden Bundesbürger überzeugen. Aber fast überall, wo nicht auf dieser Kultur aufgebaut wurde (und das sind alle Neubauten der Universität Leipzig, unsinnige extensive Straßenverbreiterungen, Bildermuseum, Abriß der Kleinen Funkenburg, Brühl u.v.a.), entstanden bzw. entstehen jene Leerstands- und „Nixwieweg-Bauten“, die Leipzig immer unansehnlicher und anonymer machen, immer mehr schaden und zugleich gigantische Summen an Steuergeldern verschlangen und verschlingen.

4. Kunst/Archivgut

In dem Schreiben an die Abteilung Kultur des Rates des Stadt Leipzig (4) sprach ich auch weitere Fotos, Lithographien, Stahl- und Kupferstiche von berühmten Interpreten und Komponisten an, die in den 1960er in das Leipziger Stadtarchiv kamen. Auch hierzu habe ich keine Antwort bekommen. Nur aus Publikationen wie von Ulf Bischof (6) sind stichprobenartig erste Aufstellungen und Listen zu sehen, die Kulturverbrechen der SED und den Ausverkauf von Kulturwerten auch bezüglich Leipzig dokumentieren.

5. Dokumentation

Da unter der Bezeichnung „Schutz Kulturgut“ des Rates der Stadt Leipzig, Abt. Kultur, auch alle Leipziger Kunst- bzw. Kulturgüter staatlicher Einrichtungen mit Karteikarte und Foto dokumentiert werden mußten, stellt sich die Frage, wo diese Registraturen abgeblieben sind. Denn parallel zu dem Umstand, daß alle auswanderwilligen DDR-Bürger, so sie überhaupt in diese Gelegenheit kamen, akkurat auflisten mußten, was sie an Büchern und anderem Kulturgut mitnehmen wollten, wenn sie dem Sozialismus den Rücken kehren und sich in den „klassenfeindlichen Westen“ begeben wollten, war im Gegensatz zur offiziellen SED-Propaganda stets die Gier von SED und MfS nebst ihren aufgeblähten Apparaten nach Valuta das Primat. Wo sind also diese Archiv- und Aktenbestände, die zur Wende 1989/1990 im Grassimuseum lagerten?

Auch hier ließen sich weitere Punkte und Fragen anschließen, angefangen beim ungeklärten Verbleib des nach 1945 vom Leipziger Markt entfernten, 1888 errichteten Siegesdenkmals, der 1897 geschaffenen Bismarck-Plastik, verschwundenen Plastiken am Reichsgericht und sicherlich weiterer Denkmale wie vermutlich dem Kommilitonen-Denkmal bis hin zum Verbleib von Kulturwerten und Schmuck aus Raubgutbeständen des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, mit denen im Jahre 1989/1990 noch die DDR-Finanzministerin Uta Nickel (SED) befaßt war und die ebenso verschwanden.

Lassen Sie mich nun auf den Kern kommen und damit Ihre Feststellung beantworten, warum der Ablagerungsort Etzoldsche Sandgrube ein „recht unbekannter Ort“ ist. Denn auch hier hätten Ihnen in der Stadtverwaltung von ehemaligen Parteisekretären/-innen, Parteilehrjahrsorganisatoren/innen und weiteren Funktionsträgern bis hin zum ehemaligen Direktor des Büros für architekturbezogene Kunst, SED-Karrierekader Wolfgang Hocquél, ausführlich Auskunft geben können und müssen, da Verbrechensorte der SED bereits zu DDR-Zeiten „fertiggestellt“ und aus gutem Grunde selbst in der Chronik der Stadtparteiorganisation Leipzig der SED(7) explizit nicht erwähnt wurden, da sie sich mit Straftaten selbst nach DDR-Recht verbanden.

Während der spätere Stadtrat für Kultur, Rudolf Gehrke, im Jahre 1963 in seiner Inauguraldisseration schreibt: „Dem nationalen Kulturprogramm der Deutschen Demokratischen Republik und der sozialistisch-humanistischen Kulturpolitik steht in einem unversöhnlichen Gegensatz die offizielle Kulturpolitik des westdeutschen Separatstaates mit einer Programmatik und Praxis feindlich gegenüber, die nicht nur an den Tiefstand deutschen Kulturlebens zur Zeit des Hitlerfaschismus gemahnen, sondern ihn zu überbieten drohen.“(8), läuft bereits längst die Aktion „Licht“(6). Dieses generalstabsmäßig angelegte und ausgeweitete Ausplünderungsprogramm der SED expandierte 1966 mit der Gründung des Bereiches Kommerzielle Koordinierung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR zu einer Organisationsstruktur, die bis 1990 Bestand hatte und nicht nur Waffenhandel, sondern auch professionell das kulturbolschewistische Ausbluten der DDR Realität werden ließ. D.h. über 25 Jahre wurden im Auftrag der SED Banktresore geknackt, fremdes Alteigentum verhökert, Sammler erpreßt oder entreichert, Abriß und Ausplünderung von Denkmalen organisiert etc. pp.

Der SED war bereits im Jahre 1964 über den Stellvertretenden Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Leipzig, Gen. Helmut Häußler(9), bekannt, daß es in der Paulinerkirche „etwas zu holen gibt“, da Dr.-Ing. Hans Nadler, Vorsitzender des zentralen Fachausschusses Denkmalpflege, von etwa 800 Persönlichkeiten sprach, die in ihr begraben lagen. So konnte die streng geheime Raubgrabung am Wochenende vor der Sprengung der Paulinerkirche 1968 detailliert geplant und vorbereitet werden.

Die Dimension dieses Staatsverbrechens können Sie schon aus der ersten erarbeiteten Liste ersehen, die ich am 13.12.2006 ins Internet stellte (10).

Der Konzeption(11) zur Sprengung der Universitätsgebäude 1968, in der der Stadtrat für Kultur, Dr. Rudolf Gehrke, explizit u.a. die Vernichtung des Rietschel-Reliefs vorschrieb, ist zweifelsfrei zu entnehmen, wer die Verbrechensbeteiligten und zahlreichen Mitwisser waren: Leiter nachgeordneter Einrichtungen und ausführender Institutionen, Abbruch-firmen, Hauptplanträger, BMK Süd, Rat der Stadt und Rektorat der Karl-Marx-Universität.

Aus Zeugenaussagen ist zudem u.a. bekannt, daß zusätzlich bei den Grabschändungen Personal aus der Stadtverwaltung zu Bewachungsaufgaben abkommandiert war.

Um Ihnen auch verständlich zu machen, warum die Profiteure dieses kriminellen und größten, unaufgeklärten Kulturverbrechens in Europa nach dem II. Weltkrieg, gleich ob im kirchlichen Dienst, in der Stadtverwaltung oder an sonstigen einflußreichen Stellen auch über 40 Jahre danach diese Geschichte klittern, totschweigen, fälschen, sich bis zur Rente an den Schreibtisch klammern und „den Deckel draufhalten“, ist diese Geschichte kurz weiter zu erzählen.

Denn analog des Vorgehens des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Leipzig, Erich Grützner(12) gegen Dr.-Ing. Hans Nadler führte nicht zuletzt Ihr Amtsvorgänger Wolfgang Tiefensee (SPD) Wissensunterschlagung und Verbrechensklitterung gezielt fort.

Der Rat der Stadt Leipzig hat 1860 dem Komponisten und „Sangesmeister“ Carl Friedrich Zöllner einen Ehrenplatz für sein Grab eingeräumt. Wenn heute Musikliebhaber aus Berlin oder internationale Gäste die Gräber weltberühmter Persönlichkeiten des 19./20. Jahrhunderts wie u.a. des Komponisten Moritz Hauptmann (gest. am 03.01.1868), des Mathematikers Carl Gottfried Neumann (gest. am 27.03.1925), des Begründers der Psychophysik und der experimentellen Ästhetik Gustav Theodor Fechner (gest. am 18.11.1887), aber auch namhafter Persönlichkeiten wie von Louise Otto-Peters, Auguste Schmidt, dem Organisten der Nicolaikirche Christian Hermann Schellenberg und einer ganzen Reihe international führender Wirtschaftsvertreter besuchen wollen, die Leipzig zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur prosperierendsten Stadt Deutschlands werden ließen, werden sie nichts vorfinden. Denn die kulturbolschewistische Leipziger Stadtverwaltung ließ auch deren Gräber fleddern.

Somit ist ein weiterer Fehler Ihres Schreibens zu korrigieren. Als die Gebeine der in der Paulinerkirche begrabenen Persönlichkeiten beraubt und in Kindersärge gepfercht wurden, stand die Paulinerkirche noch. Und man fuhr diese Gebeine weder auf den Südfriedhof noch in die Etzoldsche Sandgrube.

Auch Gräbern von Würdenträgern aus der Matthäikirche, die für den Neubau der zweitgrößten Spitzelzentrale des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR entfernt wurden, erging es ebenso.

Alles weitere sollten Sie sich von den zu DDR-Zeiten involvierten Mitarbeitern in der Leipziger Stadtverwaltung berichten und dokumentieren lassen bzw. entsprechend gesetzlicher Bestimmungen ermitteln. Dies betrifft auch die von mir genannten Punkte. Da keine Schweigeverpflichtung mehr Bestand hat, können auch inzwischen berentete ehemalige Mitarbeiter (wie IM „Steinbach“) sicherlich Auskunft geben, insofern diese nicht weiter verfassungsfeindlich aktiv sind und sich der SED bzw. dem MfS und ihren Verbrechen weiter verpflichtet fühlen.

Wenn man Ihre Internetseiten liest, stößt man in diesem Zusammenhang auf Unglaubwürdigkeiten. Einerseits wird die DDR als Diktatur und Überwachungsstaat betrachtet, in dem es bei Ihnen „Diebstahl und Vandalismus“ gab, aber kein MfS.

Namen werden nicht genannt. Eine anonyme Vermassung wird in der Stadtverwaltung betrieben wie bei den Opfern des 17. Juni. Im gleichen Stil erscheint auch Ihr Schreiben vom 07.04.2010. Probstheida wurde zu DDR-Zeiten propagandistisch mit der Legendierung der ersten Ausgabe der leninschen „Iskra“ benutzt, die sicherlich nicht an dem vermeintlichen Ort gedruckt wurde. Und es mag auch kaum besser werden, wenn man Verbrechen pauschaliert und auf Kulturgut herumtrampeln will. Probstheida hat nach 1989 positiv Aufsehen erregt, als man auf einem verfallenem Trümmergrundstück das Transparent „Probstheida kommt“ aufspannte und somit die Benachteiligung gegenüber dem aufgeblasenen Marketing in der Leipziger Stadtverwaltung konterkarierte. Bei dieser Ehrlichkeit sollte man bleiben.

Da ich nicht nur bei geologischen Untersuchungen des Trümmerhügels zugegen war, sondern u.a. einen Gottesdienst fotografisch dokumentierte, kann ich Sie dahingehend beruhigen, daß auch Ihre weiteren Argumente bezüglich der Kosten, der Deponiefragen und der Bergung falsch sind.

Probstheida braucht keinen wie zu DDR-Zeiten erneut aufgehübschten Verbrechensort. Der Trümmerhügel in Probstheida ist ein Schandmal, so lange er existiert. Nur mit dem Abtragen dieser Schuld kann es für Leipzig eine Zukunft geben. Der Anfang ist ganz einfach. Die Straßenbahnhaltestelle nach dem Leipziger Völkerschlachtdenkmal erhält die Zusatzbezeichnung „Trümmerhügel“.

Direkt daneben setzt man den ominösen „Richtungsstein“. Paulinerverein und die Stiftung Universitätskirche werden sicherlich ohne Kosten für die Stadt eine Informationstafel aufstellen und z.B. mit Pfählen den Ort der Schande markieren können.

Gleiches gilt für den Neuen Johannisfriedhof. Dazu braucht es keine 400.000 Euro!

Ich denke, daß Fördergelder des Konjunkturpaketes II an anderen Stellen sicherlich dringend benötigt werden und fordere Sie daher erneut auf, das geschichtsklitternde Vorhaben umgehend zu den Akten zu legen.

Um Ihnen nochmals zu verdeutlichen, was Ihre Äußerungen auf Ihrer Internetseite bedeuten, formuliere ich dies abschließend in den wichtigsten Punkten.

Ganz im Sinne der SED-Propaganda (Erich Häußler an Paul Fröhlich(9)) wird die Bedeutung der Geschichte und der Leipziger Ereignisse von 1968 kleingeredet und auf die Region Leipzig für „Leipzigerinnen und Leipziger“ „jener Jahre“ begrenzt. Allein schon der Umstand, daß Johannes Tetzel (der u.a. wesentlich zum Bau der Peterskirche in Rom beitrug und der außerhalb der Mauern an der Paulinerkirche begraben war) durch den Sozialismus seit 1968 in seinem Grab anonym verscharrt in Probstheida liegt, mag weltweit nicht nur Katholiken schaudern. Gleiches gilt Martin Luthers jüngsten Sohn Paul – nur daß es hier nicht nur Protestanten betrifft und er mit verdienstvollsten Persönlichkeiten mehrerer Jahrhunderte anonym an eine andere Stelle gekarrt wurde.

Diese Blasphemie geht aber noch weiter, indem Sie die „Historische Dimension der Sprengung“ zur Überschrift machen und an einen „Willkürakt“ gleich einem einmaligen „Event“ erinnern. Dies soll auch noch der „richtige Ort“ dafür sein.

Man halte sich vor Augen: Ganze Generationen von Persönlichkeiten, die Leipzig erst zu seiner Entwicklung und seinem Gedeihen verhalfen, sollten ausradiert werden.

Sie wurden 1968 beraubt und ihre Gebeine wurden anonym verscharrt. Der ausführende staatliche Apparat band mit Raubguterlösen sicherlich weiter die Kader, Profiteure und Wissenschaftsspitzel und setzte dafür an die Stelle der Universitätskirche St. Pauli ein kulturbolschewistisches Machwerk, was eben gerade im Jahre 2008 mit Hunderttausenden Euro an Steuergeldern wiederum einen zentrumsnahen Platz in Leipzig erhielt. Und die jetzigen wissensunterdrückenden „Rumpelstielzchen-Professoren“ aus Ost und West („Ach wie gut, daß niemand weiß, wie ich bei „den Freunden“ heiß´“), die die Universität Leipzig in Ratings immer weiter nach unten treiben, wollten möglichst noch auf vermutlich unterhalb der Grundplatte nach wie vor vorhandenen Gräbern in einer Aula tanzen...

Bildungsbürger wenden sich von diesen Zuständen in Leipzig ab. Wer keine Ehrfurcht hat vor den Leistungen der Vorfahren und weder das Verständnis noch das Gewissen aufbringt, der Geschichte Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, kann auch kaum etwas zu einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft beitragen.

Sehr geehrter Herr Jung,

aus meiner Liste können Sie ersehen, daß in der Paulinerkirche auch zahlreiche Ihrer Amtsvorgänger begraben waren. Allein aus diesem Grunde erwarte ich, daß Sie meiner Unterlassungsaufforderung umgehend nachkommen und die gesamten unwürdigen Inhalte von Ihren Seiten entfernen.

Zu weiteren Erläuterungen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Wieland Zumpe

Unterlassung: Ihre Seiten u.a.: http://www.leipzig.de/de/buerger/newsarchiv/2009/15853.shtml

Anmerkungen:

1) Nikolai Janzen: „Kompaß fürs Leben“ Urania Verlag Leipzig/Jena , 2. Auflage 1961 Die Leipziger Stadträte ehrten Janzen 1975 mit einem eigenen Straßennamen. Erst im Jahre 2001 wurde die Janzenstraße umbenannt.

2) Protokolle des Leipziger Runden Tisches 145/146 S.14/15 TOP 6.4.

3) Vereinbarung zwischen MfS und KGB [Plan für die Zusammenarbeit der HA XX des MfS und der V. Verwaltung des Komitees für Staatssicherheit der UdSSR für die Jahre 1986 - 1990]. In: Pfarrer, Christen und Katholiken : das Ministerium für Staatssicherheit der ehemaligen DDR und die Kirchen / Gerhard Besier, Stephan Wolf (Hrsg.). - Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1992. - S. 458 - 465

4) Schreiben an den Rat der Stadt Leipzig, Abt. Kultur, z. H. Gen. Epstein, vom 10. Mai 1987

5) http://www.lipsikon.de

6) Bischof, Ulf: Die Kunst und Antiquitäten GmbH im Bereich Kommerzielle Koordinierung Berlin 2003

7) Chronik der SED-Stadtparteiorganisation Leipzig der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands 1971-1986, Leipzig 1986

8) Zur gesetzmäßigen Herausbildung und nationalen Bedeutung der sozialistischen Kultur in der Deutschen Demokratischen Republik, Inauguraldissertation an der Philosophischen Fakultät der Karl-Marx-Universität Leipzig, Leipzig 1963 S.157

9) Schreiben von Bezirkstag und Rat des Bezirkes Gen. Helmut Häußler vom 19.1.1964 an Gen. Paul Fröhlich (SächsStAL, Bezirkstag und Rat des Bezirkes 21382, S. 67-73)

10) Erste Liste zu Persönlichkeiten in der Paulinerkirche http://www.paulinerkirche.org/graeber.htm

11) Streng vertraulich Konzeption zur Bergung kulturhistorisch wertvoller Gegenstände des Hauptgebäudes der Karl-Marx-Universität und der Universitätskirche von Dr. Gehrke Stadtrat (März 1968 450-/03)

12) Schreiben des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Leipzig Erich Grützner vom 20.5.1968 an Ministerrat der DDR, Ministerium für Kultur, Genossen Minister Gysi

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Wieland Zumpe

Philipp-Rosenthal-Straße 21

04103 Leipzig

Oberbürgermeister der Stadt Leipzig

Herrn Burkhard Jung

Neues Rathaus


04109 Leipzig

Mahnung: Unterlassung – Etzoldsche Sandgrube

Verschwendung von Steuergeldern und Fortsetzung von DDR-Staatskriminalität

Leipzig, den 21. Juni 2010

Sehr geehrter Herr Jung,

eigentlich hatte ich mir überlegt, Ihnen täglich ein Dokument zu Ihren unterschlagenen Amtsvorgängern und Persönlichkeiten dieser Stadt vorbeizubringen. Das würde bedeuten, daß ich bis mindestens 2012 werktags Ihr Büro aufsuche. Aber da der Vorgang mittlerweile nicht nur im Evangelischen Gymnasium Siegen-Weidenau, an der Universität Münster, im SPD-Bundesvorstand und bundesweit an vielen anderen Stellen vorliegt, hoffe ich, daß Sie die Demut und Ehrfurcht aufbringen, diesen Persönlichkeiten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und SED-Verbrechen nicht länger darüber zu stellen.

Mit den beiliegenden fünf Blättern erwarte ich die Ihre Unterlassungserklärung.

Zur Erläuterung weiterer Verfahrensfragen stehe ich gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Wieland Zumpe

Anlage: fünf in der Paulinerkirche Begrabene

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Wieland Zumpe

Philipp-Rosenthal-Straße 21

04103 Leipzig

Oberbürgermeister der Stadt Leipzig

Herrn Burkhard Jung

Neues Rathaus

04109 Leipzig

Mahnung: Unterlassung – Etzoldsche Sandgrube

Vorsätzliche Verschwendung von Steuergeldern, Fortsetzung von DDR-Staatskriminalität in der Leipziger Stadtverwaltung , Geschichtsklitterung und ehrloses Verhalten

Leipzig, den 3. August 2010

Sehr geehrter Herr Jung,

in Schreiben vom 19.02., 07.05. und 17.06.2010 hatte ich um Unterlassung gebeten, da Sie unberechtigt ein Bild von meinen Internet-Seiten zusammen mit einem wissentlich verdummenden Text verwenden. Ich verweise auf den Inhalt meiner Schreiben. Zusammenfassend muß ich feststellen, daß ich daraufhin von Ihnen nur einen mit 15 Fehlern behafteten und beharrenden Brief bekam und am 27.07.2010 eine Einladung, die Ihr Ansinnen verdeutlicht und nur mit Abscheu zur Kenntnis genommen werden kann.

Sie verschleudern (wie bereits zu DDR-Zeiten an diesem Ort) staatliche Gelder für einen „Gedenkort zur Erinnerung an die Sprengung der Universitätskirche St. Pauli und anderer Kulturgüter“. Mit dieser Argumentation, die sich nicht der Aufarbeitung stellt, sondern gezielt anonymisiert, um Verbrechen zu vertuschen (niemand geringeres als Johann Tetzels Sarg liegt dort u.v.a.), und dafür das Aufgeilen an eine Sprengung im Sinne regionaler SED-Nachfolgebarbaren setzt, ist ehrenrührig und abstoßend zugleich. Sie sind hauptverantwortlich, daß Bau-, Kultur- und Geistesgeschichte der Stadt Leipzig weiter unterdrückt wird und verschüttet bleibt, so daß Leipzig weiter an Substanz verliert. Wer wie Sie seine Amtsvorgänger, die über Jahrhunderte Leipzig aufbauten und u.a. in der Paulinerkirche begraben wurden, nicht achtet, Ihnen keine Ehrfurcht entgegenbringt und verantwortungslos handelt, ist nicht nur eine Schande für diese Stadt, sondern für Deutschland und die Kulturmenschheit. Treten Sie ab – mit den Gesinnungstätern, die in der Leipziger Stadtverwaltung SED-Verbrechen fortführen!

Hochachtungsvoll

Wieland Zumpe

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