aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (5956)

geschrieben am 22. Oktober 2005 01:34:51:

Für Auswärtige

Als Antwort auf: Re: Hilfe vom Psychotherapeuten - von Dankwart Guratzsch geschrieben von Michael Weiss am 20. Oktober 2005 20:39:14:

>"Ein junger Mann aus Offenbach, der angehende Bauingenieur Mangelmann, fertigte eine frappierend genaue Computersimulation der Vorkriegsbebauung an, die ihm die Lokalpresse aus den Händen riß"

>Ich musste unweigerlich...

An dieser Stelle muß darauf verwiesen werden, daß entsprechende Presseberichte zwar verfaßt wurden bzw. vorlagen, aber nie in der LVZ gedruckt wurden. Eine Pressefreiheit gibt es nicht. Dies zieht sich über mehrere Jahre, insbesondere in Vorbereitung der banausenhaften Wettbewerbsvorbereitungen ab dem Jahre 2001.

D.h. es gab keine seriöse Sachinformation für die Bürger, sondern nur die Devise "Die einen sagen so, die anderen sagen so...". Die Presse "verfolgte" die Diskussion weiter.

Eine unabhängige Geschichtskommission, die z.B. innerhalb der LVZ Verfehlungen aufarbeitet, gab es nicht. Man hätte ja z.B. diejenigen in einer Serie zu Wort kommen lassen können, die vor und auch nach 1968 wirklich Widerstand leisteten. Man hätte auch diejenigen befragen können, die damals für das Kulturverbrechen stimmten und wie sie die als moderne Zukunftsuniversität propagierte und erwiesenermaßen unpraktikablen und verschlissenen Bauten heute sehen (positiv vergleichend Sanierung Universitätsbibliothek ab 1990). Es hätte also vielerlei Möglichkeiten gegeben, sich tatsächlich nach Werten einer Kulturnation auszurichten.

Stattdessen müssen sich die Bürger den Krampf der Lokalpresse zu Gemüte führen, der eben hier im Forum dokumentiert wird. Es ist nicht verwunderlich, wenn die LVZ trotz ihrer lokalen Monopolstellung weiter Abonnenten verliegt, weil sich das immer weniger Bürger antun wollen...

Das Online-Forum der LVZ hat nur die Ventilfunktion analog der ehemaligen DDR-Kabaretts, wo eben nur eine kleinere Zahl von Leuten ungeschminkte Informationen austauscht.

Wer nun denkt, daß sich dies mit dem Chefredakteur ändert, wird wahrscheinlich enttäuscht sein, denn natürlich hat eine diplomierte Lehrerin für Marxismus-Leninismus, die zumindest in Sachen von Agitation und Propaganda kurzzeitig erst beim Paulinerverein, dann bei der CDU, jetzt wieder als Projektentwicklerin vorübergehend auftauchte, ihn für sich vereinnahmt, weshalb es wieder nur um Rollenspiel geht...

Von Substanz ist leider nichts zu spüren. Das ist sehr schade. Denn Leipzig hat wirklich andere Probleme als diesen Knatsch.

Bereits vor über vier Jahren hätte die Entscheidung fallen können, daß die Paulinerkirche originalgetreu mit Spendenmitteln wieder aufgebaut wird. Der Paulinerverein hätte mit der Geldsammlung für die Universitätskirche genug zu tun. Die Wirtschaftswissenschafter hätten dem nachgeeifert und das Fürstenhaus für sich erobert. Und die Linkspartei würde für ein neues Augusteum sammeln. Die eingesparten Gelder würden künftig den Studenten und der Universität zugute kommen, weil man an anderer Stelle (durch Übertragung angebotener Erweiterungsflächen seitens der Staatsregierung) günstiger, größer und langfristig ausgerichtet bauen kann. Damit wäre dieses Kapitel längst abgehakt gewesen und andere, dringend zu klärende Themen hätten zur Lösung angegangen werden können wie die Probleme der Schulschließung, Kinderbetreuung, Erhalt denkmalgeschützter Bausubstanz und die Wirtschaftsentwicklungen für den Mittelstand.

Was hätte nicht alles in diesen vier Jahren konstruktiv abgearbeitet werden können...

Aber so muß ich leider diese Zeilen schreiben und darauf aufmerksam machen, daß die Diskussion nicht aufhören wird, solange eine Aufarbeitung nicht stattgefunden hat und Universitätsleitung und Stadtverwaltung würdigen, kulturgeschichtlichen Maßstäben nicht gerecht werden.