Vorsätzlich unterschlagene Baukultur, Sachgrundlagen und wissenschaftliche Bezüge
Universität Leipzig - Beispiele, Situation und Folgeschäden
Universitätskirche St. Pauli
Universitätskirche St. Pauli um 1902
Augustusplatz um 1905
Augusteum und Universitätskirche in den 1950er Jahren
Die Universitätskirche St. Pauli in den 1960er Jahren
Details zur Leipziger Universitätskirche St. Pauli wurden bereits an anderer Stelle ausführlicher beschrieben.
Der originalgetreue Wiederaufbau der Leipziger Universitätskirche St. Pauli wird von Seiten der Bürgerinitiative zum Wiederaufbau von Augusteum und Universitätskirche e.V.
mit Kosten von 25 Millionen Euro aus Spendengeldern veranschlagt.
Der nachfolgende Entwurf finanziert sich dagegen nur mit Steuergeldern und würde dagegen mindestens das Doppelte an Steuergeldern,
d.h. 50 Millionen Euro aus Steuergeldern kosten.
Situation und Folgeschäden
In dem geschichtsklitternden Wettbewerb wurde der Entwurf von Erick van Egeraat mit einem 1. Preis prämiert.
Wie auf den ausgewiesenen Zeichnungen zu sehen ist, gibt es hinsichtlich der Entwurfsentwicklung trotz dreijähriger Auftragsarbeit keinerlei Anzeichen, daß die eigenen Maßgaben Erick van Egeraats aus dem Jahre 2004, die Kultur wieder zurückzubringen, fortgeführt wurden.
Dem Vorsatz der Geschichtsverleugnung und -klitterung folgt Erick van Egeraat. Eine seriöse Befassung mit dem Bestand der Universitätskirche St. Pauli (s.o.), der Materialgerechtigkeit u.v.a. Fragen entzog er sich über diese drei Jahre, so daß außer oberflächlichen Entwürfen keine seriöse Befassung mit der Universitätskirche nachweislich ist (Dies wird unter anderem an solchen "Nebensächlichkeiten" dokumentiert, daß trotz öffentlich geäußerter Kritik im Jahre 2007 die Sonne von Norden in die Aula scheint).
Die äußere Fassade weist im Gegensatz zum historischen Vorbild eine stringente ästhetische Gestaltungsarmut und glatte Langeweile auf, die sich im Inneren fortsetzt.
Wettbewerbsbeitrag 2004
Wettbewerbsbeitrag 2004
Wettbewerbsbeitrag 2004
LVZ-Veröffentlichung 2006
Information der Baukommission 2007
Zum funktional vorhersehbaren Desaster wird das Ganze durch die Überfrachtung der ominösen Aula mit sechs Etagen darüber für Fachbereiche der Mathematik und Informatik. Was in den Modellen noch stark geschönt ist, würde in der Realität fortlaufende Schrägzimmer bedeuten. Da das Gebäude gemäß dem Grundriß des Kirchenschiffes ausgerichtet ist, würde es für die knappe Hälfte der Nutzer Südseite bedeuten, was für Computernutzer (und das sind in diesen Fachbereichen eigentlich alle) und den damit verbundenen Hitzesabstrahlungen bei zusätzlicher Sonneneinstrahlung größtmöglichen Unzweckmäßigkeit der Arbeitsplätze gleichkommt. Hinzu kommt der zusätzliche und in den Modellen nicht nachweisliche Aufwand an Treppen, Fahrstühlen, Sicherheits- und Brandschutzeinrichtungen. Nicht nur die Wege für Studenten, Mitarbeiter und Professoren wären unzweckmäßig, um täglich die entsprechenden Höhen über der Aula zu erklimmen, auch die gesamten Leitungen für Hochleistungs-Computer, Betriebstechnik, Wasser und Abwasser würden einen extrem hohen Aufwand und Folgekosten bringen. Man stelle sich nur einmal einen Kabelbrand vor und wie dann die Feuerwehr schnell an einen Brandherd kommen soll...
Zum funktionalen Desaster gehören weiterhin die nicht untersuchten Akustikbedingungen innerhalb der Aula, mit der einzubauenden Orgel, mit den Fahrstühlen, die im Gebäude angebracht werden müssen, mit der fragwürdigen Unterkellerung und dem Betrieb über der Aula.
Wohlgemerkt macht sich der gesamte Entwurf nur mit Rippengewölben und einigen weiteren CAD-Rahmenelementen anheischig, an die Universitätskirche St. Pauli zu erinnern.
Ein Anknüpfen an die von D. Martin Luther 1545 geweihte Kirche, die nie entwidmet wurde und in der u.a. auch Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy wirkten und ihre Werke uraufführten, erfolgte nicht, so daß es sich aufgrund der fehlenden Aufarbeitung, geschweige denn einer Wiedergutmachung, nur um einen architektonischen Etikettenschwindel handelt, der mit seiner Ignoranz das kulturbarbarische Verbrechen der SED assoziiert und daran anknüpft.
Südseite
Entwurf 2004
Im Gruftbereich fanden über Jahrhunderte die wichtigsten Persönlichkeiten wie Rektoren und Bürgermeister ihre letzte Ruhe - bis zum Jahre 1968
Weiteres zu den Persönlichkeiten, die die Universität Leipzig verschwinden ließ.
Stand 25.4.2007
Copyright © Wieland Zumpe 2007