aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (9536)

geschrieben am 08. September 2006 04:05:11:

 

Korrektur und Ergänzung

Als Antwort auf: Gewandhaus geschrieben von Sebastian Lache am 07. September 2006 08:20:22:

>Soweit mir aber bekannt ist, waren Akustik und Sitzanordnung im alten Neuen Gewandhaus alles andere als optimal.

Das ist falsch. Der Große Saal des 2. Gewandhauses war hervorragend.

Zudem wurde der Kleine Saal in der Form des ersten Hauses nachgebaut.

>Und noch ein wenig Klatsch für alle die, die's noch nicht wissen: Der letzte Gewandhausdirektor im alten Haus war ein gewisser Karl Zumpe.

Das ist falsch. Es war Eberhard Creuzburg.

Das 2. Gewandhaus brannte beim zweiten großen Bombenangriff auf Leipzig aus.

Es war so stabil gebaut, daß noch eine 2. Sprengung angesetzt werden mußte.

Das habe ich als Kind dann gesehen und auch einiges fotografiert. Allerdings halte ich wenig von Sprengungsfotos...

Zur Recherche in www.lipsikon.de:

Das 2. Gewandhaus hatte damals die Adresse Grassistraße 5. Da sind dann eine ganze Menge Gebäudezustände zugeordnet. Fotos wie unten habe ich nur als Vergleich zum Geisteswissenschaftlichen Zentrum der Universität reingestellt. Dieses hat jetzt die Hauptadresse Beethovenstraße 15.

Die Lektüre ist "Das Leipziger Musikviertel" richtig angegeben.

weitere Lektüre u.a. dazu: "Von einem Abriß wird abgeraten"

http://www.lda.de/sax/00004.HTM  

Online empfehle ich: http://www.musikviertel.de

und natürlich http://www.gewandhaus.de

Im aktuellen, sehr empfehlenswerten Gewandhaus-Magazin sind auch die Modelle der drei wichtigsten Säle zu sehen.

Genauere Auskünfte kann man dort auch telefonisch z.B. bei Herrn Böhm (Archiv) oder in der Dramaturgie bekommen.

Der Zusammenhang mit der Universitätskirche St. Pauli ist insofern wichtig, weil die kulturbarbarische Entwicklung damals auch im Zusammenhang mit anderen Vernichtungen wie Deutrichs Hof oder Hotel Stadt Rom zu sehen ist. Hier ist noch einiges an Zusammenhängen aufzudecken.

Freilich wäre das Ganze in den 80er Jahren nicht mehr passiert. Aber das nützt nichts. Hier geht es um die Wiedergewinnung von Kulturwerten, die unabdingbar und notwendig ist, wie man zweifellos im Vergleich sehen kann. Man beachte dabei auch, daß das Gewandhaus sehr bedacht nicht den gesamten Platz ausfüllte, wie dies bei der jetzigen Bebauung der Fall ist. Das kommt bei diesem Foto von 1968 nicht so gut heraus.




Hier ist das Geisteswissenschaftliche Zentrum der Universität Leipzig noch im Bau, aber jetzt sieht es auch nicht viel besser aus, d.h. die Studenten werden schon wissen, warum sie es "Bildungsknast" nennen. Man kann auch gut sehen, warum es u.a. auf mein Anraten nicht nach Bloch benannt wurde, weil es dann nicht Bloch-Bau, sondern Blockbau o.ä. genannt worden wäre... ;o)

 

 

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aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (10728)

geschrieben am 13. Oktober 2006 00:43:30:

 

Falsch: Gewandhausneubau nur möglich, weil Paulinerkirche gesprengt worden war

Als Antwort auf: Re: Gewandhausneubau nur möglich, weil Paulinerkirche gesprengt worden war? geschrieben von webflash am 11. Oktober 2006 18:04:00:

Damit die Spekulationen keine weiteren Blüten treiben, muß ich feststellen, daß es keine ursächlichen Zusammenhänge zwischen der Sprengung der Universitätskirche St. Pauli und dem Gewandhaus-Neubau gibt.

Die Wegstrecke zwischen Erhalt des zweiten, beim Bombenangriff vom 20.2.1944 ausgebrannten Gewandhauses und Neubau war ziemlich beschwerlich. Bereits gefaßte Beschlüsse wie vom Bezirkstag (Nr.58/111/59) im 7-Jahresplan (1958/65) kamen wie so vieles in der DDR nicht zu Realisierung.

Die realisierungsrelevanten Standortuntersuchungen begannen erst im Jahre 1971. Dafür gab es fünf Varianten:

Standort A - Martin-Luther-Ring/Friedrich-Ebert-Straße
Standort B - Gottschedstraße/Dittrichring
Standort C - damalige Dr.-Kurt-Fischer-Straße (Pfaffendorfer)/Lortzingstraße
Standort D - Matthäikirchhof/damaliger Friedrich-Engels-Platz (Goerdelerring)
Standort E - damaliger Karl-Marx-Platz (Augustusplatz)

Für Letzteres sprachen nicht nur die kürzesten Wege der vorhandenen Versorgungsleitungen, sondern auch, daß das Auditorium maximum der Karl-Marx-Universität, die sogenannte "Henselmannssche Torte", ein völliger Nutzungsfehlschlag zu werden drohte.

Daß überhaupt ein drittes Gewandhaus tatsächlich gebaut wurde, ist federführend Prof. Kurt Masur als Gewandhauskapellmeister ab 1970 zu danken, der natürlich ein erstklassiges Konzerthaus haben wollte und keine ramschige Multifunktionsaula.

Ergänzend muß bemerkt werden, daß im Gegenteil der Wiederaufbau der Universitätskirche St. Pauli für das Gewandhaus außerordentlich wichtig ist, weil diese Kirche auch zu verschiedensten Anlässen Spielstätte des Orchesters war.

Als herausragendes Ereignis möchte ich hierbei nur einmal die erste vollständige Aufführung von Haydns "Schöpfung" als Benefizkonzert für das Orchesterinstitut am 18. September 1800 nennen.

Eine erste, vorläufig vollständige Aufstellung harrt noch der Bearbeitung...

Ob nun Mozart vor oder nach seinem Leipziger Konzert am 12. Mai 1789 auch in der Universitätskirche St. Pauli, habe ich noch nicht eruieren können...