aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (3429)

geschrieben am 10. April 2004 16:45:36:

Beantwortet (1) - Verantwortungsträger Dr. Ralf Schulze 1999/2000

Auf Wunsch von Ann Köhler eröffne ich hiermit eine weitere Rubrik, aus der Sie gern Näheres selbst ableiten können. Wie es für manche Alt-SED-Kader in heutigen Leitungsbereichen üblich ist, versichert man sich natürlich mehrmals, bevor man (falls überhaupt) etwas tut...

Ein frohes Osterfest wünscht

Wieland Zumpe

*** Vorspann

UNIVERSITÄT LEIPZIG

Dezernat für Öffentlichkeitsarbeit und Forschungsförderung

Herrn Wieland Zumpe
Beethovenstraße 8

04107 Leipzig Leipzig, 21. März 2000

Sehr geehrter Herr Zumpe,

wir hatten uns letztens über Ihre Vorstellungen zur Nutzung der in den letzten Jahren entwickelten hard- und softwaremäßigen Voraussetzungen für die Programmierung virtueller Realitäten (Darstellung des Universitätskomplexes Stadtmitte in Raum und Zeit) unterhalten. Inzwischen habe ich darüber auch mit verschiedenen anderen Vertretern sowohl des Rektorats als auch aus dem Institut für Informatik gesprochen.

In Ihrem Brief vom 15.12.99 an den Kanzler bitten Sie um dessen Meinung zur weiteren Gestaltung des Projektes und zu dessen finanzieller Absicherung. Wie Sie wissen, hatte er mich deshalb gebeten, Ihr Anliegen zu prüfen. Anhand der vorliegenden Unterlagen und Ihrer ergänzenden Ausführungen war bedauerlicherweise nicht zu erkennen, worin genau Ihr Projekt besteht. Sollte es sich um ein Forschungsprojekt handeln, so muß ich Sie bitten, sich an das hierfür zuständige Institut für Informatik zu wenden. Sollte es sich um eine angebotene Dienstleistung handeln, so wäre diese präziser zu benennen. Gegenwärtig liegt der Universität jedenfalls weder ein Dienstleistungsangebot mit Nennung der Kosten noch ein irgendwie anders genau formuliertes Projekt vor. Ihr Anliegen läßt sich deshalb nur schwer beurteilen, finanzielle Mittel dafür zu finden ist unmöglich.

Sollten Sie bei Ihren Bemühungen, für die ich Ihnen viel Erfolg wünsche, zu einem konkreten Angebot kommen können, wären wir zu dessen Prüfung und zu weiteren Gesprächen gern bereit.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Ralf Schulze Dezernent

***

Meine Vorschläge daraufhin

Dezernent Herrn Dr. Ralf Schulze

Universität Leipzig

Ritterstraße 26

04109 Leipzig

Angebot

Leipzig, den 9. Mai 2000

Sehr geehrter Herr Dr. Schulze,

bezugnehmend auf Ihr Schreiben vom 21. März 2000 erhalten Sie das beiliegende Angebot, freibleibend bis zum 09.06.2000. Dieses beinhaltet das Konzept „Campus 2009“ und das Angebot bis zum 31.12.2000.

Davon unabhängig erhalten Sie zusätzlich eine Information zu weiterführenden Angeboten.

Das Angebot bezieht sich in der gegenwärtigen Situation auf die Nutzung eines Raumes der Universität Leipzig durch die Gustav-Theodor-Fechner-Gesellschaft e.V. und ist auf die Abrechnung durch diese ausgerichtet. Es wäre auch denkbar, dieses über das MEiTI (Entwicklungszentrum integrativer Technologien & Innovationen GmbH), deren Mitgesellschafter ich bin, zu realisieren, wobei dann neue Anmietungen und Kosten erforderlich sind.

Hinsichtlich spezifizierter Aufgabenstellungen, ggf. einer zeitlichen Vorverlegung und Änderungswünschen kann bestimmt eingegangen werden.

Mit freundlichen Grüßen

Wieland Zumpe

Email gustav@rz.uni-leipzig.de Kopien: Rektor Herrn Prof. Bigl, Kanzler Herrn Gutjahr-Löser

Konzept

Mit Geschichte Zukunft gestalten

Campus 2009

0. Einleitung

Die Universität Leipzig hat ihren Ursprung im ehemaligen Stadtkern. Die Neubebauungen ihres Hauptstandortes zwischen Augustusplatz, Grimmaischer Straße, Universitätsstraße, Schillerstraße und Moritzbastei gebietet die Verpflichtung und Chance zugleich, diese Erfahrungen der Bebauungen von den ersten Besiedlungen, der Burg, dem Dominikanerkloster, den Universitätsbauten 1891-1897 bis zur gegenwärtigen Situation zu nutzen.

Durch den Einsatz moderner Internet- bzw. Informationstechnologien entstehen qualitativ neuartige und perspektivisch ausbaufähige Wissensstrukturen, von der Darstellung historischer Dokumente bis zur Auswertung komplexen Quellenmaterials und ihre integrative Verwendung für Forschung und Lehre, für Planung und Entwicklung in Vorbereitung der Würdigung des 600jährigen Bestehens der Universität Leipzig.

1. Zielstellung

Das Konzept hat zum Ziel, Daten u.a. zur Baugeschichte der Universität Leipzig zu digitalisieren und auf einem neuartigen Niveau zu erschließen. Das bedeutet, dass Voraussetzungen geschaffen werden, um diese in vorerst drei Schritten zu erarbeiten und je nach Bedarf auf mehreren Ebenen gleichzeitig nutzen zu können.

Die erste Stufe betrifft die Erschließung vorhandener Quellen und die Schaffung determinierbarer, aufbauender Grundlagen (dies umfasst vorwiegend das Angebot vom 09.05.2000). Sie beinhaltet die digitale Erfassung

1. der wichtigsten Bildquellen
2. der Lagepläne und Grundrisse und
3. die ersten Darstellungen im 3D-Modell.

Die zweite Stufe umfasst

1. die Herstellung eines Gesamtmodells im 3D-Format für das genannte Areal und
2. die Digitalisierung im CAD-Format.

Die dritte Stufe erfordert die Integration eines Geoinformationssystems, wobei es in den Phasen Überschneidungen gibt.

2. Praktische Ableitungen und Aufgaben

Die erste Stufe dient bereits fachgebietsübergreifenden Wechselwirkungen mit der Präsentation im Internet. Es wird zunehmend ermöglicht, Themenstellungen zu bearbeiten, die in dieser Form und Auswertungstiefe bislang nicht realisierbar waren. Dadurch verbessert sich

- die öffentlich nutz- und frei verfügbare Darstellung von Ergebnissen wie
- Dokumentation der Baugeschichte, einschließlich Bild- und 3D-Modellen
- wichtige Werke von Wissenschaftlern im Originaltext
- Biographien
- Darstellung historischer Lebensbilder /-welten (Alltag, Studienbetrieb,
Wechselwirkungen zu Wirtschaft, Messen, gesellschaftlichen Ereignissen)
- Sekundärdaten zur Bebauungsgeschichte (Umland, Stadtmobiliar, Straßen/Wege)
- Schaffensbedingungen im Laufe der Geschichte
- Auswertungen zur Wissenschaftsgeschichte (Wissenschaftsgenealogie, historische
Informationsnetzwerke)
- Zeitdokumente u.a. der Lebensbedingungen /-weise
- das Grundwissen z.B. für bevorstehende Wettbewerbe
- die Erweiterung zur Aufbereitung komplexer Sachverhalte
- der Ausbau offener Schnittstellen weiterer Daten- und Wissensbeständen

Die Fakultäten können die Ergebnisse nutzen und sich mit eigenen Themen (z.B. historische wissenschaftliche Experimente) an dem Projekt beteiligen.

Gleichzeitig werden Publikationen bedarfsgerecht angeboten und einem größeren Publikum zugänglich gemacht.

In der zweiten Stufe ist es erforderlich, CAD-Modelle des Universitätsareals herzustellen, die in weitere Planungen einbezogen werden können. Daneben werden VRML-Modelle geschaffen, die ggf. an CAD-Modelle gekoppelt werden. Ihr Hauptzweck besteht in der Veranschaulichung verschiedener Epochen und Funktionsdetails.

Damit setzt man sich auch in die Lage, ausgewählte Wettbewerbsbeiträge auf ihre Eignung umfassend zu testen.

Es sollte in dieser Phase begleitend begonnen werden, die virtuellen Modelle der Altbebauungen zu verbessern und z.B. Ausstellungen der Kustodie virtuell erlebbar zu machen (Ausstellungsrundgänge, Ausstellungsvor- und -nachbereitungen).

Die dritte Stufe erfordert die Integration der Datenbestände mit Geoinformationssystemen. Hierbei eröffnet sich die Möglichkeit, unterschiedlichste Anforderungen zu erfassen. Dies reicht von Wegeplanungen, über Gebäudemanagement bis hin zur Gestaltung der notwendigen Infrastruktur. Gerade in dem eng begrenzten Areal wird bei der Neubebauung dessen Gelingen wesentlich davon abhängen, inwieweit effiziente Strukturen geschaffen werden, die zuvor mit einer Folgenabschätzung bestmöglich ermittelt werden.

3. Zeithorizont

Ende 2000 - wesentliche Grunddaten (gemäß Angebot)
Mitte 2001 - erste CAD-Erfassungen
Ende 2001 - erstes VRML-Gesamtmodell
ab 2002/3 - Realisierungsmodelle

Das Projekt trägt dazu bei, den notwendigen Vorlauf für das Gelingen der Eröffnung des neuen Campus 2009 zu schaffen.

Wieland Zumpe

Leipzig, den 09.05.2000

Angebot

1. Zeitraum 1.7.2000 - 31.12.2000

2. Auszuführende Arbeiten und Ergebnisse

2.1. Erschließung von Bildquellen zur Universitäts- und Baugeschichte

Es wird ein repräsentativer Querschnitt an Bildquellen der Universität bereitgestellt. Inhaltlich sind dabei vor allem abzudecken:

Erstbesiedlungen auf dem Territorium

Burg

Paulinerkirche
Dominikanerkloster
Vorderpaulinum
Mittelpaulinum

Augusteum Schinkel-Geutebrück
Senatsgebäude
Schwarzsches Haus/ Rentamt
Café français/ Kaffeehaus Felsche
Mauritianum
Fürstenhaus
Bornerianum
Beguinenhaus
Böhrs Haus
Breitkopfs Haus/ Goldener Bär
Friedericianum
Moritzbastei

Bebauungen Rossbach
Paulinum
Augusteum
Johanneum

Nachkriegssituation

jetzige Situation

Gesamtansichten
Luftaufnahmen

Schwerpunkt ist dabei die Komplettierung von Bildmaterialien, d.h. die Einbeziehung fehlender bzw. wenig bekannter Ansichten und Details.

Bildrechte

Bilder sollten möglichst frei verfügbar sein.

Bei Quellen aus Sammlungsbeständen, Unikaten bzw. privaten Beständen (die sich voraussichtlich nicht in Beständen der Universität befinden) soll mit den Bildgebern vereinbart werden, dass auf Wunsch im Internet die Quelle angegeben bzw. ein entsprechender Link gesetzt wird. Für Publikationen ist das gesonderte Einverständnis der Bildgeber erforderlich.

Ergebnisse

Für die erste Phase sind 300 Bilder vorgesehen, die gescannt und digital bearbeitet werden (je nach Zustand der Vorlagen ggf. Fehlerkorrekturen, Ausschnitte, Retusche).

Hierzu wird ein Quellennachweis geführt.

Die Bilder werden in drei Formaten zur Verfügung gestellt. Jedes Bild wird als JPG-Datei klein (zur Übersicht) und groß (als Einzelbild) auf dem Server der Universität unter http://www.uni-leipzig.de/~future/ bereitgestellt.

Zusätzlich werden die Bilder als TIF-Dateien für Publikationszwecke gespeichert und der Kustodie als CD-ROM und jeweils einmal als Ausdruck übergeben.

2.2. Zusammenstellung der Grundrisse

Für die genaue räumliche Bestimmung und bevorstehende Planungen sind sämtliche vorhandenen Grundrisse im Kerngebiet Augustusplatz, Grimmaische Straße, Universitätsstraße, Schillerstraße zu scannen, zu überarbeiten und ebenenweise zu integrieren.

Je nach Kartenbestand ist davon auszugehen, dass mindestens 20-30 Ebenen erforderlich sind.

Ergebnisse

Die Grundrisse werden im Photoshopformat erfasst, bearbeitet und übereinandergelegt, so dass sie entsprechend weiterverwendet werden können.

Es werden zehn Dateien ebenfalls auf CD-ROM übertragen und der Kustodie übergeben.

2.3. 3D-Modelle

Aufbauend auf den vorhandenen Grundrissen und Ansichten können 3D-Modelle erstellt werden, die die baulichen Entwicklungen auf dem Universitätsgelände veranschaulichen.

Ergebnisse

Um die Möglichkeiten virtuell begehbarer Räume und Darstellungen aufzuzeigen, werden drei 3D-Beispiele im VRML-Format erarbeitet, die unter http://www.uni-leipzig.de/~web3d/ verfügbar sein werden.

3. Kostenrahmen

***(war als Vorschlag schon nicht astronomisch, kann selbstverständlich nachgefragt werden)***

***

Die Antwort

UNIVERSITÄT LEIPZIG
Dezernat für Öffentlichkeitsarbeit und Forschungsförderung

Herrn
Wieland Zumpe
Beethovenstraße 8
04107 Leipzig

Leipzig, 30.05.2000

Sehr geehrter Herr Zumpe,

vielen Dank für Ihr Angebot "Campus 2000" vom 09.05.00. Das Angebot wurde geprüft.
Im Ergebnis sehen wir uns leider nicht in der Lage, es anzunehmen.

Dieser Bescheid ist - wie auch mein Schreiben vom 21. März dieses Jahres - selbstverständlich mit dem Kanzler abgestimmt.

Vielleicht ergibt sich bei anderer Gelegenheit die Möglichkeit zu einer Zusammenarbeit.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Ralf Schulze
Dezernent