aus dem Forum Wiederaufbau Paulinerkirche Leipzig (7655)

geschrieben am 30. Mai 2006 01:24:18:

4.0.1 Transparenz - Einleitung

Ein Vereinsmitglied, das berufsbedingt mit dem KGB zu tun hatte, drängte mich, bei der Zusammenstellung zum 450. Weihejubiläum der Universitätskirche St. Pauli durch D. Martin Luther auf bestimmte Passagen zu verzichten. Aber dabei stellt sich die Frage: Will er weiter mit Verstrickungen und Lügen leben? Will er, daß seine Verwandten erst später einmal aus seinen Akten erfahren, was er ihnen verheimlichte? Will er, daß die Verdrängungen weitere Generationen belasten? Was ist aus seinen sicherlich fortschrittlichen Vorsätzen und Idealen geworden, mit denen er den bewußt gestaltbaren Teil seines Lebenslaufes antrat? Ist er immer noch nicht in einem offenen, demokratischen Selbstverständnis angekommen?

Diesbezüglich denke ich schon, daß es den Mitgliedern der Bürgerinitiative und der allgemeinen Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden darf, welche Fragen sich in der Thematik ergeben.

Einen weiteren Aspekt möchte ich einleitend an dieser Stelle hinzufügen. Nach meinen umfangreichen Eingaben zum städtebaulichen Sanierungszustand von Gebäuden im Leipziger Musikviertel im besonderen und Leipzig im allgemeinen zu DDR-Zeiten war ich erstaunt, daß plötzlich ein Neubau in die Struktur des Musikviertels aufgenommen wurde, obgleich der damalige Chefarchitekt der Stadt nichts davon wissen wollte. Zwar ist dieser Bau nicht viel schöner als das neue Geisteswissenschaftliche Zentrum der Universität Leipzig gleich daneben, aber somit war urplötzlich die Überlegung vom Tisch, denkmalgeschützte Bausubstanz des Viertels weiter abreißen zu wollen.

Der damalige Neubau wurde ein Domizil der BIEG (Berliner Import Export Gesellschaft), d.h. es war dem Referat 2 der Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung (AG BKK) im Ministerium für Staatssicherheit der DDR unterstellt. D.h. es dachten offensichtlich in diesen Bereichen einige viel weiter als die Zuständigen in der Leipziger Stadtverwaltung.

In diesem Sinne zeichnet sich auch ab, daß weitsichtige Vertreter der Strukturen, um die es in diesem Kapitel geht, von einer „Deckelung“ des Wiederaufbaus der Universitätskirche St. Pauli bereits abgekommen sind und in der neuesten Unterzeichnerliste auftauchen bzw. sich auch anderweitig neuerdings für den originalgetreuen Wiederaufbau ausgesprochen haben.

Es werden in diesem Beitrag keine Namen genannt, damit man sich auf die Inhalte konzentrieren und jenseits von Schuldzuweisungen ein Verständnis für die hiesige Situation entwickeln kann.

Denn es geht im Folgenden grundsätzlich um Plausibilität, damit auch Auswärtige die Zusammenhänge besser nachvollziehen und verstehen lernen.

Erst wenn man die Abläufe seit 1989 genauer begreift, kann man verschiedene Geschehnisse seither in ihren Ursachen verstehen und dementsprechend als Bürger in vielfältiger Weise und in unterschiedlichsten Gremien und Aktivitäten darauf hinwirken, daß rechtsstaatliche Prinzipien und der Verfassung des Freistaates Sachsen umfassende Gestalt gegeben wird.