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An: horsthippler@kit.edu, aera@usta.de, senat@usta.de

Datum: 15.05.2012, 18:10:10

Betreff: HRK – Schäden für Hochschulen und Universität Leipzig


Präsident

Herrn Prof. Dr. Horst Hippler

Karlsruher Institut für Technologie

Kaiserstraße 12

76131 Karlsruhe

Leipzig, den 15. Mai 2012

Sehr geehrter Herr Prof. Hippler,

die Hochschulrektorenkonferenz, deren Mitglied Sie sind, nahm mit ihrem Beschluß (HRK 5/2003) [1] Einfluß auf den Konflikt um den Wiederaufbau der Universitätskirche in Leipzig. Das aktuelle Ergebnis davon ist u.a., daß die Kosten von anfänglich geplanten 100 Millionen auf 250 Millionen Euro gestiegen sind, die Fertigstellung nicht 2009 war, sondern erst 2014 sein soll. Die deutschen Hochschulrektoren können damit weltweit Aufmerksamkeit erregen. Da gebaut wird wie beschlossen und vorgesehen [2,3], möchten Studierende, Bürger und bestimmt auch das Nobelpreiskomitee wissen, wie in Mitverantwortung der HRK die Sonne hell aus dem Norden [4] durch die Lücken der „Betonkiste“ (Bezeichnung des Architekten) scheinen soll und wie sich Säulen im transparenten Nichts auflösen.

Damit gerade Studierende an diesem Fall verstehen können, wie ihnen Wissen und Bildung bundesweit vorenthalten wird und zugleich staatliche Gelder unsinnig verschleudert werden, sei diese Geschichte deutscher „Wiedervereinigung“ kurz erzählt.

Als vor Studienanfängern an der Universität Leipzig von Rektor Prof. Dr. Franz Häuser am 14.10.2009 Herr Prof. Dr. Lothar Rathmann als Altmagnifizenz namentlich begrüßt wurde, nahm man das wohlwollend auf. Doch der Jurist aus Limburg, der sich in einem Werbefilm [5] und mit dem Zitat: „Sie werden immer ein Gutachten finden, das behauptet, der Mond sei eine Kartoffel.“ [6] ein fragwürdiges Denkmal setzte, ging nicht darauf ein, daß sein Vorgänger aus DDR-Zeiten nicht nur Mitglied der SED und der NSDAP war, sondern zugleich für zahlreiche repressive Unterdrückungsmaßnahmen an der „Karl-Marx-Universität Leipzig“ (KMU) verantwortlich war.

Er verschwieg auch Grundsätzliches, denn nach zwölf Jahren nationalsozialistischer Diktatur, trieb die Universität Leipzig von einer „braunen zu einer ultraroten“ Diktatur, mit der Prof. Rathmann viel vorhatte, als er 1984 verkündete, daß das Bündnis von Arbeitermacht und Wissenschaft reicher und fester denn je ist auf dem Weg „in die kommunistische Zukunft“ [7]. Dieses Ziel verfolgte die SED nicht nur bis zum Ende der DDR mit einer langfristigen Personalpolitik, wo bereits vor der „Wende“ in Kaderentwicklungsplänen Reisekader (d.h. Wissenschaftsspitzel) für das Jahr 2000 vorsahen. Jede „Sektion“ der KMU hatte Pläne zu Diensten der eigenen SED-Kreisleitung der KMU und des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (MfS) und ihrer Verbündeten. Das bedeutete, neben dem offiziellen Bildungsauftrag erwuchs zunehmend eine „Elitefunktion“.

Sie bestand darin, Systemmängel und den stetig wachsenden technologischen Rückstand durch die Hauptabteilung Aufklärung des MfS grenzüberschreitend durch Spitzeltätigkeit zu kompensieren.

Dabei ging es nicht nur um illegale Einfuhren von Technik und Know-how-Diebstahl [8], sondern auch gezielt um weitere Spitzelwerbung, Partnerschaften und Einflußnahmen gerade in „Westdeutschland und nichtsozialistischen Ländern“. Die Vereinbarung zwischen dem MfS und dem KGB (1985-1990) deutet dies nur an [9].

Die Karl-Marx-Universität bildete die Kader aus, z.B. in der Physik direkt für das MfS [10]. Vorhaben kreierten diese wie vorsätzliche Verstrahlungen im Umfeld von Atomkraftwerken [11] und die Schädigung von Menschen durch Beibringung radioaktiver Stoffe [12,13]. Damit könnte die Dimension ihrer Gesinnungstaten für jeden Studierenden deutlich werden. Hochrangige Stasi-Kommandeure hatten an der KMU studiert [14] und rekrutierten wiederum in vielfältiger Weise als SED-, B-, HV A-Kader oder mit dem KGB etc. weitere Erfüllungsgehilfen ihrer Ideologie und deren Umsetzung. Junge Perspektivkader strömten dann nach der Wende legendiert aus oder tauschten mit Gesinnungsgenossen Posten bundesweit. Egal, wo sie sich heute an Schreibtische klammern, sind sie damals wie heute weiter erpreßbar und können andere erpressen.

In den Biowissenschaften betrieb man entsprechende militärische Forschungen [15]. Um die Diktatur mit Erfolgen zu zieren, wurde Doping staatlich allerdings geheim gefördert [16]. „Patienten als Versuchskaninchen“ ist ein weiteres Thema [17]. Devisen mußten zum Erhalt der Diktatur erwirtschaftet werden – mit Ärzten über Pharmafirmen. Die Liste weiterer Beispiele ist vielfältig. Hier öffnet sich auch der Blick auf die Leipziger Universitätskirche St. Pauli.

Mit dem 50. Jahrestag der Oktoberrevolution 1967 schickten sich SED & Co. an, die Weltherrschaft des Sozialismus-Kommunismus zu erobern. Während die Stasi im Westen Deutschlands die 68er Studentenunruhen mit anstachelte, knüppelte man auf der anderen Seite der Mauer jede kleinste demokratische Bestrebung nieder. Hier wollte die SED neue siegreiche Zeichen des Sozialismus setzen. Die von Kommunisten geführte Karl-Marx-Universität Leipzig (Prof. Rathmann nannte 1984 die Zahl dann von 5800(!)) setzte sich nicht nur für die Liquidierung der Paulinerkirche ein, sondern auch für die Ausradierung einer Bau-, Kultur- und Geistesgeschichte mehrerer Jahrhunderte. Die SED entschied, was der Arbeiterklasse noch an bürgerlichen Werten zugemutet werden durfte, in „Giftschränke“ wanderte oder ganz aus Bibliotheken verschwand. Mehrere Jahre nahmen sich SED und MfS Zeit, um die Verbrechen, die natürlich unerkannt bleiben sollten und selbst nach DDR-Gesetzen strafbar waren, geheim und generalstabsmäßig vorzubereiten: Die Raubgrabungen in der Paulinerkirche am Wochenende vor ihrer Sprengung [18,19]. Über Jahrhunderte fanden Rektoren, Professoren, Bürgermeister und wichtige Persönlichkeiten wie deren Ehefrauen und Verwandte dort zur Erde gebettet in bunt bemalten Grüften ihr „Ruhekämmerlein“. Auf etwa 800 schätzte der damalige Konservator Dr. Hans Nadler die Anzahl. Ihre sterblichen Überreste wurden im Rahmen der SED-Vernichtungsaktion in Kindersärge gepfercht und anonym abtransportiert. Vom wertvollen Schmuck und Grabbeigaben, den angefertigten Fotodokumenten, bis zu den Hehlern und den ausländischen Käufern schweigt man sich bis heute aus. Für die SED-Genossen der KMU soll dann in der Folge davon noch ein Devisenfond bestanden haben für Westreisen...

Vor nicht einmal 50 Jahren geschahen in Leipzig die größten Verbrechen an der Universität Leipzig in ihrer 600-jährigen Geschichte. Das ist der eigentliche Hauptgrund für die tschekistisch organisierte Geschichtsklitterung und vorläufige Verhinderung des Wiederaufbaus der Leipziger Paulinerkirche, nachdem in den letzten Jahren die Namen von über 500 in der Paulinerkirche begrabenen Persönlichkeiten nachgewiesen werden konnten.

U.a. weil 85% des öffentlich sichtbaren Inventars an Epitaphien und Gemälden kurz vor der Sprengung noch geborgen wurden und somit deren optimale Anbringung nur wieder im Ensemble der Kirche sinnvoll ist, forderten Prof. Günter Blobel und 26 seiner Nobelpreisträgerkollegen sowie viele andere Persönlichkeiten und Bürger den Wiederaufbau der Paulinerkirche.

Um es den Studierenden noch einmal zu veranschaulichen, da es nicht nur um einen einzigartigen historischen Ort, sondern allgemein um Wissenschafts- und Kulturgeschichte geht, die ihnen vorenthalten wird: Mit der Leipziger Paulinerkirche verbinden sich nicht nur 750 Jahre Stadtentwicklung, sondern auch Personen wie Johannes Otto von Münsterberg, Johann Tetzel, Martin Luther, Caspar Borner, Jakob Thomasius, Johann Sebastian Bach, Johann Christoph Gottsched, Christian Fürchtegott Gellert, Johann Adam Hiller, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Schicht, Jean Paul, Novalis, Gustav Theodor Fechner, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann, Richard Wagner, Wilhelm Wundt, Friedrich Nietzsche, Paul Flechsig, Wilhelm Ostwald, Max Reger, Erich Kästner, Werner Heisenberg ...

Martin Luther weihte die Paulinerkirche selbst als erste deutsche Universitätskirche. Johann Sebastian Bach leitete darin ebenso wie Felix Mendelssohn Bartholdy Uraufführungen eigener Werke. Auch die Rektoratswechsel fanden hier statt.

Diese Geschichte bezeichnete Rektor Prof. Lothar Rathmann (s.o.) in seiner Jubiläumsansprache 1984 ideologisch völlig fehlgeleitet und schönrednerisch ummantelt: „der faschistische Schutt“!

Die Hochschulrektoren folgten im Jahre 2003 nicht Nobelpreisträgern, sondern wenngleich vermutlich unwissend so doch letztlich wohlwollend von KGB und Securitate geprüften bzw. anderweitig legendierten Kadern der ehemaligen Karl-Marx-Universität nebst deren desinformierten Helfern.

In den zurückliegenden Jahren habe ich mich daher mit der notwendigen Sacharbeit der Aufklärung und der Bereitstellung des unterdrückten Wissens gewidmet. Niemand aus dem HRK-Präsidium kann sagen, er bzw. Frau Prof. Wintermantel habe es nicht gewußt, sei darüber nicht informiert gewesen. Auch einer Vielzahl von Rektoren bzw. Präsidenten deutscher Hochschulen sind die Zusammenhänge inzwischen bekannt.

Da die HRK-Leitung bis heute untätig und in dieser Angelegenheit gesichtslos blieb, bitte ich Sie, als HRK-Mitglied im Sinne meiner Mail vom 23.06.2011 aktiv zu werden. Zugleich muß ich die Einhaltung der Menschenrechte anmahnen, da die Hochschulrektorenkonferenz in meinem Falle die Charta der Grundrechte der Europäischen Union (Artikel 41) vorsätzlich verletzt.

Es darf nicht länger sein, daß Professoren aus Steuergeldern dafür finanziert werden, Studierenden wie in Leipzig Wissen und Bildung vorzuenthalten. Wenn ein tschekistischer Eid über der Freiheit der Wissenschaft steht, muß Willkür die Folge sein. Wenn „Autonomie“ ohne Substanz gefordert wird, erlischt der Bildungsanspruch einer Hochschule. Hier sind die HRK-Mitglieder gefordert, vorsätzliche Staatsschädigung und die Verantwortlichkeiten rückwirkend aufzuklären und mit entsprechenden, gesetzlich gebotenen Überprüfungen weiteren Schaden von den Hochschulen zu nehmen gemäß ihrer Ordnung vom 01.01.2007, § 1 Aufgaben (1) und (2).

Mit freundlichen Grüßen

Wieland Zumpe


Anmerkungen und Links/Literaturhinweise

[1] Plenumsbeschluß der Hochschulrektorenkonferenz

http://www.hrk.de/de/beschluesse/109_251.php?datum=199.+Plenum+am+18.%2F19.+Februar+2003

[2] Beitrag aus der Lokalpresse

http://www.dnn-online.de/web/dnn/nachrichten/detail/-/specific/Paulinum-der-Uni-Leipzig-wird-Ende-2014-eroeffnet-Sachsen-gibt-weitere-zehn-Millionen-Euro-726140221

[3] Filmbericht zur Kanzel (1:43), bei www.mdr.de nicht mehr online, nur

http://www.mdr.de/sachsen/leipzig/aula-verspaetung100.html

[4] Planungszeichnung des Architekten:

http://www.stiftung-universitaetskirche.de/deutsch/82009_05_29_epd_245521_innenraum_universitaetskirche_sw.jpg

[5] Rektor Prof. Dr. Franz Häuser im BMBF- geförderten Werbefilm:

http://www.youtube.com/watch?v=axtCaSiR9fw

[6] Rektor Prof. Dr. Franz Häuser, der Mond und die Kartoffel

http://www.welt.de/kultur/article4938213/Gutachten-Paulinerkirche-darf-keine-Aula-werden.html

[7] Rektor Prof. Dr. Lothar Rathmann Jubiläumsansprache

http://www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k3/rath1984.html

[8] Kristie Macrakis: Die Stasi-Geheimnisse. Methoden und Technik der DDR-Spionage. München 2009

[9] Bestätigte Vereinbarung zwischen MfS, Mielke, und KGB, Tschebrikow, für den Zeitraum 1986-1990, in Gerhard Besier/Stephan Wolf (Hg.): „Pfarrer, Christen und Katholiken“, 1992

[10] MfS-Handbuch auf http://www.bstu.bund.de

[11] Werner Stiller: Im Zentrum der Spionage, v. Hase & Köhler Mainz 1986

[12] Anatol Rosenbaum: "Die DDR feiert Geburtstag, und ich werde Kartoffelschäler" Lichtig Verlag Berlin 2006

[13] Thomas Auerbach: "Einsatzkommandos an der unsichtbaren Front" Ch. Links Verlag Berlin 2001

[14] MfS-Handbuch - Kurzbiographien http://www.bstu.bund.de

[15] Biowissenschaften

Hierzu liegen derzeit noch keine Veröffentlichungen vor, die die Zeiträume 1970-1989 betreffen (u.a. Hippocampusversuche bei Ratten, (Neurotransmitterforschung))

[16] Doping, u.a.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13489385.html

http://www.mdr.de/damals/archiv/doping100.html

[17] mdr – Patienten als billige Versuchskaninchen

http://www.mdr.de/damals/artikel64688.html

[18] Erste Liste der Personen und Gräber (2006)

http://www.paulinerkirche.org/graeber.htm

[19] Raubgrabungen fanden auch an weiteren Orten statt:

http://www.paulinerkirche.org/tmp/matth/bach4.htm

weitere Informationen zu Quellen und Literatur:

http://www.paulinerkirche.org/archiv/diktatur/hochs.html

http://www.paulinerkirche.org

unter „Transparenz“ weiteres zur internationalen Kulturschande der Planung

http://www.paulinerkirche.org/archiv/forum0.html

http://www.paulinerkirche.org/archiv/diktatur/index.html

Anschrift: Wieland Zumpe Philipp-Rosenthal-Straße 21 04103 Leipzig