Aus der Rubrik Wissenschaftsunterdrückung:

Wegschauen. Totschweigen. Verdrängen.

Prof. Dr. Margret Wintermantel

unbeantwortet

HRK-Leitung klittert Geschichte und billigt Wissenschafts- und Kulturverbrechen

Offener Brief

Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz

Frau Prof. Dr. Margret Wintermantel

Ahrstraße 39

53175 Bonn

Leipzig, den 20. Dezember 2007

Sehr geehrte Frau Professor Wintermantel,

nachdem das Plenum der HRK am 18.02.2003 in Unkenntnis der Sachverhalte bei fragwürdigen Vorhaben der Leipziger Universitätsleitung positionierend eingriff, habe ich Sie seither immer wieder sehr ausführlich über das größte, unaufgeklärte Wissenschafts- und Kulturverbrechen in Europa nach dem II. Weltkrieg informiert: die gezielte Vernichtung der Leipziger Universitätskirche St. Pauli und weiterer Universitätsbauten im Jahre 1968 und die damit verbundene Zerstörung bürgerlicher Werte, die Vertreibung und Verfolgung von Wissenschaftlern sowie die darauf aufbauend bis heute bestehenden Defizite und Auswüchse der zweiten deutschen Diktatur.

Da die Leitung der HRK, deren Präsidiumsmitglied Sie damals waren und deren Präsidentin Sie jetzt sind, in der Allianz der großen deutschen Wissenschaftsorganisationen, in der Sie sich sehen, bis heute stimmlos blieb und keine Prüfung und keine unabhängige Untersuchung einleitete, nehme ich mein Widerstandsrecht und meine Pflicht gemäß Grundgesetz, Artikel 20 (4) offen wahr und erläutere die Problematik mit ihren Konsequenzen.

Ausgangspunkt war, daß die Leipziger Universitätsleitung im Jahre 2001 die Wiederbebauung des innerstädtischen Universitätsareals am Augustusplatz vorsätzlich ohne eine seriöse Bestandsaufnahme einleitete und diesbezüglich vorhandene Kenntnisse mutwillig unterschlug.

Als immer mehr Fakten bekannt wurden und sich u.a. 27 Nobelpreisträger für den Wiederaufbau der 1968 gesprengten Leipziger Universitätskirche St. Pauli aussprachen, die sogar politische Entscheidungsträger zu überzeugen wußten, griff das Plenum der HRK unter Hinweis formaler Zuständigkeiten ein, ohne sich der inhaltlichen Voraussetzungen und Hintergründe bewußt zu sein.

Den Mitgliedern sei dies daher in aller Kürze verdeutlicht.

Das Bebauungsgebiet für die Universität Leipzig im Herzen Leipzigs stellt eines der geschichtsträchtigsten und attraktivsten Deutschlands dar. Bis zu den Bombenangriffen im II. Weltkrieg 1943/4 standen hier u.a. in der Grimmaischen Straße das Fürstenhaus, das im 16. Jahrhundert erbaut und im Jahre 1648 als eines der ersten der Universität übereignet wurde. Dazu gehört auch der „Goldene Bär“, Stammsitz des Verlags von Breitkopf & Härtel in der Universitätsstraße, wo die Noten gedruckt wurden, die gleich gegenüber im 1. Gewandhaus z.B. aus der Feder von Felix Mendelssohn Bartholdy unter seiner eigenen Leitung zur Uraufführung gelangten.

Die Geschichte der anderen Universitätsbauten ist ebenso bedeutungsvoll wie ihre städtebauliche und funktionale Qualität und Anziehungskraft, die in ihrem geschichtlichen Wandel unter den Architekten wie von Geutebrück und Rossbach stets behutsam an der Qualität und den Anforderungen der Vorgängerbebauungen anknüpften.

Kernstück des gesamten Geländes des ehemaligen Dominikanerklosters ist die Paulinerkirche, die vor über 750 Jahren erbaut wurde, alle Kriege überstand und seither nicht entwidmet worden ist. Sie wurde als erste deutsche Universitätskirche am 12. August 1545 von Martin Luther geweiht. Der Bogen bedeutender Prediger spannt sich bis zu Pater Gordian Landwehr und Martin Niemöller.

Die Leipziger Universitätskirche St. Pauli war Wirkungsstätte und Uraufführungsort der Kompositionen von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy. In der Paulinerkirche fanden Disputationen und Rektoratswechsel statt. Mit ihr verbindet sich das deutsche Geistesleben mehrerer Jahrhunderte u.a. mit den Namen Müntzer, Hutten, Borner, Camerarius, Ittigius, Agricola, Gottsched, Gellert, Goethe, Lessing, Hiller, Schicht, Fichte, Novalis, Wagner, Nietzsche, Flechsig, Wundt, Ostwald, Reger, Weizsäcker etc.

Manche Hochschule würde sich sicherlich glücklich schätzen, selbst einem Teil dieser Persönlichkeiten in seinen direkten Traditionsbezügen die Ehre erweisen zu können.

An der Universität Leipzig sieht das anders aus. Hier folgte man dem Aufruf des Zentralkomitees der KPD vom 11. Juni 1945 „den bis in die Elfenbeintürme höchster Gelehrsamkeit gekrochenen faschistischen Ungeist mit Stumpf und Stiel auszurotten“. So wurden 1968 die Leipziger Universitätskirche St. Pauli, das Augusteum, das Albertinum und das schwer beschädigte Johanneum mit Zustimmung der Universität, des Stadtparlaments und der Tolerierung bzw. des Schweigens einzelner Kirchenvertreter gesprengt.

„Um im Gleichklang mit dem Charakter der neuen revolutionären Ordnung Ausgangspositionen für einen Qualitätsumschlag dieser traditionsreichen Hohen Schule zu schaffen“, errichtete man von 1969-1972 einen funktionsunfähigen, asbestverseuchten Neubaukomplex – mit fensterlosen Hörsälen, unpraktikablen Seminarräumen und einem weithin sichtbaren Grabstein, dem sogenannten „Uniriesen“, der sich als völlig betriebsuntauglich erwies. Zur Sicherheit wurde alles so angelegt, daß Panzerfahrzeuge das Gelände gut queren konnten. Diese „Dominante der sozialistischen Großstadt“ wurde mit der Leipziger Universitätsleitung im Jahre 2001 Grundlage für den Architekturwettbewerb unter vorsätzlicher Ausschaltung der genannten Geschichte!

Das sei den Mitgliedern gesagt, da ihnen dies zum Plenum des 18.02.2003 vermutlich von der Leipziger Universitätsleitung nicht vorgetragen wurde. Weitere Informationen erhalten sie unter den angegebenen Links.

Im Gegensatz zum Grundgesetz wurde die Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre vorsätzlich zur Geschichtsklitterung und Geschichtsfälschung gebeugt. Allein der Sachstand erklärt jedoch nicht die Ursachen des Verhaltens der Leipziger Universitätsleitung. Aus diesem Grunde mußte ich mich etwas intensiver den Hintergründen widmen und den Mitgliedern dies ebenso kurz schildern.

In der oben zitierten Festrede zum 575-jährigen Jubiläum der Universität Leipzig im Jahre 1984 bezifferte der damalige Rektor Prof. Lothar Rathmann die Anzahl der Angehörigen auf 25000.

Zu ihrem „Rüstzeug“ gehörte, daß „die im Antagonismus der Klassengesellschaft wurzelnde Auflösung der klassischen Idee von der Einheit der Wissenschaften durch die Entgegensetzung von Natur- und Gesellschaftswissenschaften beseitigt wurde… Dafür wirkt das Bündnis von Arbeitermacht und Wissenschaft, heute fester und reicher denn je und der Nährboden unseres Weges in die kommunistische Zukunft.“

Fakt ist, daß „die vorderste Front unserer gesellschaftlichen Verantwortung, die Heranbildung von Absolventen und wissenschaftlichen Nachwuchskräften zu allseitig gebildeten, der Arbeiterklasse und ihrer Partei eng verbundenen, kulturvollen sozialistischen Persönlichkeiten“ bis zum Jahre 2007 aktuell nur einen einzigen (!) Mitarbeiter als Kader der Hauptabteilung Aufklärung (HV A), d.h. der Auslandsspionage des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) ausweist, obwohl inzwischen durch die Tätigkeit der BStU belegt ist, daß die „Karl-Marx-Universität“ Leipzig schwerpunktmäßig im Ost-Block nicht nur in den Geistes-, sondern auch in den Naturwissenschaften direkt für die Stasi ausbildete.

D.h. die „Kundschafter der unsichtbaren Front“ sind weiter ungestört tätig, was der damalige Rektor unter dem Deckmantel des Begriffs „Frieden“ in stalinistische Denkschablonen faßte: „Dennoch haben die Friedenskräfte in beharrlichem Ringen Hasardeure kalter und heißer Kriege dank der weltweiten Erstarkung des Sozialismus in die Schranken gewiesen.“

Es wurde bis heute nicht aufgeklärt, wieviele Auslandsspitzel der HV A aus den westlichen Bundesländern an die Universität Leipzig berufen wurden und wo die Hauptamtlichen in der Universität verblieben. Die Strukturen der osteuropäischen Kader, die in Diensten des KGB/FSB und weiteren Geheimdiensten standen bzw. stehen (die in den alten Strukturen „letzten“ Kader des MfS gehen erst im Jahre 2038 in Rente), existieren unangetastet. D.h. es gibt intakte Netzwerke, die jegliche Verbrechen der zweiten deutschen Diktatur klittern können und weiterhin mit geheimdienstlichen Mitteln in verfassungsfeindlicher Weise tätig sind.

Wohlgemerkt ging es der Bürgerbewegung im Zuge der „Wende“ nach 1989 nie darum, jemanden zu „verteufeln“ oder wie die in der Realität widerlegten Argumente der Stasi lauteten, daß es „Mord und Totschlag gäbe“, wenn dies bekannt würde. Kriterium war einzig, die belasteten Kader von Leitungsfunktionen zu entbinden, damit Transparenz und eine Demokratisierung einsetzen kann. Dies ist jedoch im Falle der Universität Leipzig recht dürftig geschehen, da ungeachtet der plötzlich freiwillig Ausgeschiedenen lediglich die Rubriken Informeller Mitarbeiter (IM) bzw. Gesellschaftlicher Mitarbeiter Sicherheit (GMS) des MfS abgeprüft wurden. SED- und Blockparteienkader konnten zumeist ihren Stellungen in der Universität, teilweise durch Wechsel innerhalb der Apparate, verbleiben.

Nur so ist es zu erklären, daß gerade Verbrechen der SED und ihrer Blockparteien wie der Ost-CDU in allen Wissenschaftsbereichen verdrängt wurden und werden, gleich ob in der Kunstgeschichte, Theologie, Geschichte oder Archäologie und gleich, in welchen Kommissionen oder Gremien sie wieder oder immer noch vertreten sind.

Das bedeutet: das größte Verbrechen an der Universität Leipzig in seiner bald 600-jährigen Geschichte harrt mit dessen personellen, materiellen und ideellen Folgen seiner Aufklärung und der Wiedergutmachung.

Erschwerend kommt hinzu, daß weiteres im Dunkeln liegt, was auch außerhalb des Plenums der HRK im Jahre 2003 noch nicht bekannt war. Denn selbst beim geforderten Wiederaufbau der Leipziger Universitätskirche St. Pauli hatten sich wieder HV A- und B-Kader an die Spitze gedrängt, wie es beim erprobten Machterhalt all dieser Kader Prinzip ist. Da aber diese eben jederzeit erpreßbar waren und sind, wurden sie veranlaßt, schleunigst aus bestimmten Gründen (s.u.) vom Wiederaufbau abzulassen. Der ehemalige sächsische Finanzminister und jetzige Ministerpräsident Prof. Dr. Georg Milbradt ließ ganz plötzlich die Finger vom einstimmigen Wiederaufbaubeschluß der sächsischen Staatsregierung. Laut aktueller Medienberichte betrieb er Immobilientauschgeschäfte (u.a. Uni-Hochhaus) unter Beteiligung ehemaliger SED-Funktionäre (hier soll es neben Betrug, Unterschlagung, Erpressung, Strafvereitelung im Amt und unaufgeklärten, zweifelhaften Todesfällen auch um zweistellige Millionenbeträge gehen, die dem Staat abhanden gekommen sind – was ein entsprechender Untersuchungsausschuß klären soll, da Prof. Milbradt fein schweigt, so wie das der amerikanische Historiker Fritz Stern schon bei der Aufarbeitung der ersten deutschen Diktatur bemerkt hat).

Statt dem originalgetreuen Wiederaufbau der Paulinerkirche mit Spendenmitteln (ca. 27 Millionen Euro mit Spendenmitteln einschließlich der Bergung der Bauteile aus der Etzoldschen Sandgrube) bahnte der ehemalige Finanzminister einem dysfunktionalen Campuskonglomerat den Weg. Begonnen wurde willkürlich und dilettantisch, ohne fertige Planung unter vorsätzlicher Ausschaltung aller fachlichen Einwände. Während Erich Honeckers „Lampenladen“ in Berlin gerade abgerissen wird, um dem Schloßplatz wieder seine Würde zurückzugeben, soll analog dazu in Leipzig nur um Jahrzehnte zeitversetzt im Jahre 150 Millionen Euro Steuergelder für Georg Milbradts „Mördergrube“ (gemäß Martin Luthers Worten seiner Weihepredigt) verpraßt werden (laut Zeitungsangaben vom 24.11.2007 soll es sogar schon ein 180 Millionen-Euro-Grab werden), um die Geschichtsfälschung in Beton zu gießen und das gesamte Gelände zuzudeckeln.

Statt einer seriösen Aufarbeitung und Planung vollstreckt Prof. Georg Milbradt den Willen der SED nebst seiner Vasallen und Walter Ulbrichts, diesen geschichtsträchtigen Ort deutscher Geschichte zu zerstören. Er begeht u.a. das Sakrileg, den Ort der Grabstätten bedeutendster Persönlichkeiten als Fahrradkeller zu degradieren. Dieser Vorgang und die von ihm verantwortete „Laufschritt-Archäologie“ im Jahre 2007 zur Beseitigung weiterer bedeutender geschichtlicher Fundstellen, die in jeder anderen deutschen Stadt undenkbar wären, sprengt moralische und ethische Grenzen Jahrhunderte währender, bedeutender deutscher Kulturgeschichte.

Damit komme ich zum Sachstand und auf meine Erarbeitungen zurück, die Sie zu großen Teilen auch im Internet selbst nachschlagen und damit stets unabhängig von mir prüfen können.

An einem nicht näher zu benennenden Ort liegen seit Mai des Jahres 1968 in unwürdiger Weise und nicht länger vertretbar anonym in Kindersärgen verscharrt und ihres Schmuckes beraubt, die sterblichen Überreste hunderter der wichtigsten Persönlichkeiten der sächsischen und der Wissenschaftsgeschichte.

Denn zum Wochenende vor der Sprengung der intakten, 700-jährigen Universitätskirche am 30. Mai 1968 fand jene generalstabsmäßig organisierte, auch nach DDR-Gesetzen kriminelle Geheimaktion statt, die in ihrer Bedeutung und ihren Ausmaßen heute noch nicht abschätzbar ist.

Der ehemalige Landesdenkmalpfleger, Prof. Dr. Nadler, bezifferte im Jahre 1964 die in der Paulinerkirche begrabenen Persönlichkeiten auf 800 ein, darunter namhafte Ärzte, Juristen, Physiker, Theologen, dutzende Rektoren und Bürgermeister. Die Grüfte wurden mit schwerem Gerät aufgebrochen, alle Begrabenen ihrer Grabbeigaben beraubt und die sterblichen Überreste in Särge gepfercht und mit Kleinlieferwagen abtransportiert.

Sie können sich anhand der ersten Liste von über 500 Persönlichkeiten vorstellen, daß Genetiker, Historiker und andere Fachwissenschaftler einige Jahre zu tun haben werden, um die sterblichen Überreste der geschichtlichen Elite bzw. herausragenden Persönlichkeiten Sachsens zu exhumieren und deren Geschichte sowie die sterbliche Überreste wissenschaftlich aufzuarbeiten.

Dazu gehört auch die notwendige Rückführung des Kulturgutes in Form von unersetzlichem und äußerst umfangreichem Schmuck, der genau aufgelistet und teils fotografisch dokumentiert wurde, bevor er vermutlich noch im Jahre 1968 ins Ausland gelangte.

Zudem verschwanden gezielt alle Tonbandmitschnitte von der Paulinerkirche aus Archiven. Literatur aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen der Universität fehlt ebenso wie u.a. Leichenpredigten, Planmaterial und Inventarquellen.

Während alle Bauteile der Paulinerkirche und danach des Augusteum und Albertinums (mit Medaillons, Gedenktafeln, Plastiken und jenen Teile, die bei Fotos vor der Sprengung dokumentiert wurden) zuunterst in die Etzoldsche Sandgrube abgekippt wurden, verfüllte man ab dem Sommer 1968 die Keller und Gruftbereiche darüber. Dazu gehören der Sarg und die sterblichen Überreste von Johann Tetzel (gest. 1519), die Gebeine von vielen französischen Gefallenen während der Völkerschlacht 1813, als die Paulinerkirche als Lazarett diente, und in derem südlichen Hofbereich begraben wurden sowie die sterblichen Überreste wichtiger anderer Persönlichkeiten, deren Nachweis erst mit der Bergung erfolgen kann.

Über den Gebäudeteilen der Universitätsbauten liegt in der Etzoldschen Sandgrube das Kellerinventar des gesamten Augusteums, das nicht geborgen wurde und wo sich nach Zeugenaussagen nicht nur z.B. eine historische Kutsche befand, sondern vermutlich auch Teile der Antikensammlung der Universität Leipzig.

Nach den Raubgrabungen in der Paulinerkirche wiederholte sich die Vorgehensweise ebenso am Folgebau der wegweisenden „sozialistischen Universitätsneubauten“ – der neuen Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, gemäß der damaligen Bedeutung der Leipziger Messe eine der größten Spitzelzentralen des Ostblocks mit Hauptausrichtung gegen das „imperialistische westliche Ausland“, die auf dem Gelände der Leipziger Matthäikirche, Johann Sebastian Bachs vierter Wirkungsstätte, errichtet wurde.

Da Akten der HV A vernichtet und u.a. Dokumente der SED-Kreisleitung der „Karl-Marx-Universität“ Leipzig in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abtransportiert wurden, aus denen ablesbar sein könnte, welche Kader z.B. durch spezielle Fonds nach dem „Sprengungsgewinn“ mit „wissenschaftlichen“ Schnüffelreisen in die nichtsozialistische Welt befördert wurden oder welche Spione in Westdeutschland daran partizipierten, beeinträchtigt diese Situation weiterhin nach 40 Jahren Diktatur bis heute demokratische Entwicklungen in Deutschland.

Als die Westdeutsche Rektorenkonferenz (WRK) am 5. November 1990 die ersten Hochschulen aus den neuen Bundesländern aufnahm und sich in Hochschulrektorenkonferenz (HRK) umbenannte, gab es keine demokratische Strukturen an den ostdeutschen Hochschulen, und es fehlte ausreichend Wissen über die zweite deutsche Diktatur, den inzwischen umfangreicheren Erschließungsstand der BStU sowie z.B. über die Rosenholz-Dateien.

Diese Aufklärung und Aufarbeitung ist wie nie zuvor dringend notwendig, damit Demokratisierungen als Grundlage der Freiheit von Forschung und Lehre ermöglicht und verfassungsfeindliche Aktivitäten von dieser Seite eliminiert werden können.

Doch die Realität ist, daß Sie und die Leitung der HRK seit bald fünf Jahren weggeschaut, ignoriert, abdelegiert und vor sich hergeschoben haben und damit nichts zu tun haben wollten, obwohl es die Satzungsziele der HRK betrifft und Sie aktiv zum Nachteil freiheitlich-demokratischer Entwicklungen in das Geschehen eingriffen.

Leider haben Sie sich hier eben nicht für Forschung und Lehre eingesetzt, sondern es wurden im Gegenteil meine Informationen an die Leitung der HRK im oben genannten Sinne über den Sachstand und die Situation an der Universität Leipzig dafür verwendet, daß ich vom Rektor der Universität Leipzig Hausverbot erteilt bekam. D.h. für meinen Einsatz im Sinne der Universitätsentwicklung wurden mir durch das Verhalten der Leitung der HRK die Existenzgrundlagen genommen, und ich mußte zudem trotz Ausgrenzung die notwendigen, von der Universitätsleitung – entgegen der Freiheit von Lehre und Forschung – unterdrückten und nicht gewollten Leistungen erbringen.

Meine Aufgabe sah ich darin, daß eine solide, offene und zeitgemäße Aufarbeitung und Planung erfolgt, die der Qualität einer Universität gebührt.

Und ich sehe mich nach wie vor den Generationen von Wissenschaftlern und Persönlichkeiten verpflichtet, die in der Universitätskirche St. Pauli begraben waren und durch die Leipziger Universitätsleitung und ihre Planungen ausradiert und zugedeckelt werden sollten.

Es handelt sich somit um generelle ethische Fragen des Verständnisses von Wissenschaft.

Nobelpreisträger Prof. Günter Blobel, der ohne Umschweife sofort 26 weitere Nobelpreisträger für den Wiederaufbau der Leipziger Universitätskirche St. Pauli gewinnen konnte, hat Ihnen

spontan am 7. März 2003, nachdem ich ihn über den Plenumsbeschluß der HRK vom 18.02.2003 informierte, in sehr deutlichen Worten vor Augen geführt, worauf Sie bis heute nicht reagiert haben:

„… Der Wiederaufbau der Leipziger Paulinerkirche ist eine nationale Pflicht! Sie ist der wichtigste Schnittpunkt der geistlichen, geistigen und kulturellen Geschichte Deutschlands.

Sie werden sich für immer schuldig machen, wenn Sie sich nicht dafür aussprechen.

Ich schließe mit einem Zitat von Hermann Hesse zum Wiederaufbau des Goethehauses in Frankfurt im Jahre 1949:

"Vielleicht ist die Zahl der Menschen in Deutschland wie außerhalb heute noch nicht so sehr groß, welche vorauszusehen vermögen, als welch vitaler Verlust, als welch trauriger Krankheitsherd sich die Zerstörung der historischen Stätten erweisen wird. Es ist damit nicht nur ein großes, edles Gut vernichtet, eine Menge hoher Werte an Tradition, an Schönheit, an Objekten der Liebe und Pietät zerstört: es ist auch die bildende und durch Bilder erziehende Umwelt der künftigen Geschlechter und damit die Seelenwelt dieser Nachkommen eines unersetzlichen Erziehungs- und Stärkungsmittels, einer Substanz beraubt, ohne welche der Mensch zwar zur Not leben, aber nur ein hundertfach beschnittenes, verkümmertes Leben führen kann."

Als Rektoren unserer Universitäten haben Sie die Pflicht, sich diesem vitalen Verlust zu widersetzen.“

Gemäß der Ihnen bereits vorgelegten, sehr ausführlichen Ausarbeitungen erwarte ich von der Leitung der HRK eine Abkehr von Geschichtsklitterung und eine ausführliche Aufklärung und Aufarbeitung von Wissenschafts- und Kulturverbrechen im Sinne des Grundgesetzes, bevor durch die andauernden Steuermittelverschwendungen in Leipzig ein weiterer Ansehensverlust und irreparabler Schaden für die deutschen Hochschulen entsteht.

Mit freundlichen Grüßen

Wieland Zumpe

Anschrift: Wieland Zumpe Philipp-Rosenthal-Straße 21 D-04103 Leipzig

Email: bach@paulinerkirche.org

http://www.paulinerkirche.org

PS: In der ersten Liste ist z.B. Johann Christoph Gottsched noch nicht vertreten, da damals die Nachweise fehlten – Liste zum Ausdrucken: http://www.paulinerkirche.org/graeber.htm

http://www.paulinerkirche.org/archiv/

http://www.paulinerkirche.org/tmp/gesamt.htm

http://www.lipsikon.de

http://wwischer.itrnet.com/zumpe/

http://www.paulinerkirche.org/tmp/matth/bach4.htm

Zitat: Ansprache des Rektors der Karl-Marx-Universität Leipzig, Prof. Dr. sc. Dr. h. c. Lothar Rathmann auf dem Akademischen Festakt aus Anlaß des 575. Jahrestages der Gründung der

Alma mater Lipsiensis am 2. Dezember 1984

http://www.detektei-wischer.de/rathmannges.htm (Fassung 21.12.2007)