Die Etzoldsche Sandgrube
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Die Etzoldsche Sandgrube
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Als die SED die Grundlagen zum Aufbau des Sozialismus geschaffen zu haben glaubte und die Etappe zu dessen Vollendung einläutete, während die sowjetischen Genossen bereits zu den Grundlagen des Kommunismus übergegangen waren, galt es, die bürgerliche Werte zu entsorgen. Schließlich sollte es nach Maxime der revolutionären Vorhut der Arbeiterklasse nicht nur keine Ausbeutung mehr geben, sondern z.B. auch keine Hinterhöfe. Überall sollte vorn sein, und alle Straßen sollten nach Walter Ulbrichts Wunsch in dessen Geburtsstadt Leipzig hell beleuchtet werden. Geschichte zählte ab dem Jahre Null, d.h. 1945 und zuvor maximal in Form der Arbeiterbewegung. Aufmarschplätze, für Panzer befahrbare überbreite Straßen, gesichtslose rechteckige Wohnsilos, die sich vom Ministerien für Staatssicherheit einfach in Raster einteilen und überwachen ließen – das war der neue Maßstab der sozialistischen Stadtverwaltung.

Und was wurde mit der bürgerlichen Baukultur? Nach den propagandistisch aufgezogenen Plänen 1968 sollte auf dem Trümmerberg an der Fockestraße ein Kosmodrom entstehen. Dorthin wurden u.a. das zweite Gewandhaus nach seiner Sprengung und die Reste vieler Bürgerhäuser befördert.

Es gab weitere Schuttberge, denn es gab viel zu verstecken und nicht alle konnten so öffentlich gemacht werden wie der „Fockeberg“ in Leipzigs Süden.

Dazu zählt die nach seinem Besitzer genannte Etzoldsche Sandgrube. Hier landeten nicht nur zwei Kirchen und Universitätsbauten. Weiteres kann man u.a. in der Publikation von Dr. Manfred Wurlitzer zu Grabstätten und Kunstwerken nachlesen. Dieser Standort wurde unter Bewachung und ohne mediale Aufmerksamkeit verfüllt. In den 1980er Jahren wurde der Bevölkerung an dieser Stelle ohne propagandistischen Rummel in Probstheida eine Parkanlage als Ort der Stille mit Sitzgelegenheiten und einem „Schlußstein“ übergeben, von dem man aus Aussicht haben sollte auf Sehenswürdigkeiten der Region.

Eine Generation später stellt sich ein Leipziger Oberbürgermeister namens Burkhard Jung (SPD), der in Mainz studierte, vor Kameras des ARD-Magazins Report in einem Beitrag zu Steuermittelverschwendung und Größenwahn, wo er beschwörend seine Vision vorträgt: „Mein Ziel wäre es, diese Stätte so zu entwickeln, dass sie ein Park wird, der Bevölkerung übergeben, erinnern soll an diesen barbarischen Akt und dennoch wieder ein Ort der Stille wird.“

Mich betraf das insofern, da mehrere Beiträge von mir zur Etzoldschen Sandgrube öffentlich bekannt waren und die Leipziger Stadtverwaltung dies nicht etwa zum Anlaß nahm, Untersuchungen einzuleiten, sondern mit gezielter Desinformation ein Foto der Paulinerkirche auf www.paulinerkirche.org ohne Rückfrage für ihre Internetseite benutzte, um die Fortführung von Verbrechen auf Kosten der Steuerzahler zu betreiben.

Den Schriftwechsel mit einem Oberbürgermeister, der die gezielte Vernichtung bürgerlicher Kultur als „barbarischen Akt“ abhakt und der offensichtlich keine Achtung vor seinen Amtsvorgängern, die Leipzig erst zu einer aufblühenden Stadt werden ließen, aufbringt, können Sie hier nachlesen.

Schriftwechsel und Schreiben an Herrn Burkhard Jung
Link: http://www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k7/jung2010.html

Einige Beispiele der Verleugnung
Link: http://www.paulinerkirche.org/archiv/ethik/k7/leugnerjung.html

Rietschel-Relief nach der Sprengung des Augusteums 1968 - ebenfalls in der Etzoldschen Sandgrube
Rietschel-Relief nach der Sprengung des Augusteums 1968 - ebenfalls in der Etzoldschen Sandgrube


Einige Beiträge aus dem Forum Paulinerkirche:

Notwendig - 2. Öffnung der Etzoldschen Sandgrube
Link: http://www.paulinerkirche.org/archiv/forum/not2.html

aus dem Forum
Link: http://www.paulinerkirche.org/archiv/forum/etzold.html


Weitere Links:

Evelyn Finger: Die Angst vor der Kirche DIE ZEIT , 29. Mai 2008
Link: http://www.zeit.de/2008/23/Leipziger-Bilderstreit


Literatur:

Vernichtet, vertrieben – aber nicht ausgelöscht. Gedenken an die Sprengung der Universitätskirche St. Pauli zu Leipzig nach 40 Jahren. herausgegeben von Rüdiger Lux und Martin Petzoldt.
Edition Kirchhof & Franke Leipzig 2008

Manfred Wurlitzer: Universitätskirche St. Pauli: Kunstwerke Grabstätten missachtet zerstört vergessen
Leipzig 2010

Manfred Wurlitzer / Wieland Zumpe: Zerstörte Grabstätten der Leipziger Universitätskirche nach Berichten von Zeitzeugen
Teil 1, Leipzig 2005