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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Hohe Baukultur für Leipzig - 2025 5. Umwelt Ein positives Beispiel sei zu Beginn hier vorangestellt. Als Niels Gormsen Planungsdezernent für Leipzig war, gab es noch einen Beirat sachkundiger Bürger. In dieser Situation stellte einmal Albert Speer jun. seine Entwürfe für die Neubebauung der Prager Straße vor. Bei dem vorgesehenen Ausbau des Straßenzuges mit gesichtslosen wie hohen Neubaublöcken protestierte Stefan Riedel gegen die monotone Trassenführung und forderte die Einbeziehung von auflockernden Baumreihen. Da sich Albert Speer jun. alsbald darauf größeren Aufträgen in China zuwandte, wurden seine Vorstellungen nicht umgesetzt. Aber die von Stefan Riedel angemahnten Bäume kamen, wurzelten gut an und haben mittlerweile eine stattliche Größe erreicht – egal, was nun an Neubauten entlang der Strecke noch kommen wird. ![]() Prager Straße stadteinwärts 2024 Anders hingegen sieht es mit der immer wieder angestachelten Initiative „für ein baumstarke Stadt“ aus. Eine Statistik, was inzwischen längst wieder abgeholzt wurde oder gar nicht zu Baumstärke erwuchs, wurde nicht veröffentlicht. Darüber hinaus stellen viele der Bepflanzungen nur Verlegenheitslösungen dar, die vielleicht lückenschließend aussehen, aber keine wirkliche Nachhaltigkeit bewirken. Schuß in den Keller Ein direkter unökologischer „Schuß in den Keller“ mit nahezu astronomischen Fördergeldern ist mit dem Vorhaben in Vorbereitung, wonach das Naturkundemuseum in eine ehemalige Siemens-Anlage unter Tage gestopft werden soll. Bereits im Jahre 2017 gab es ein Konzept, allerdings für Plagwitz, was schon damals mit seinen 3D-Darbietungen international überholt war. Für das Vorhaben, das Naturkundemuseum von seinem derzeitigem Standort zu vertreiben, wurde sogar das primitive „End-SED-Bowling-Centrum“ legendiert. In Kenntnis dieses gescheiterten niveaulosen Provisoriums fand sich als Helfershelfer immerhin die Stadtratsfraktion der „Freibeuter“, um dieses im Leipziger Stadtrat möglichst teuer aufzupäppeln in Unkenntnis der historisch u.a. mit dem Panorama herausragenden baukulturellen Vorbebauung. Die vom Professor für sozialistischen Städtebau Thomas Topfstedt in den Himmel gelobte Architektur sieht im Jahre 2024 auch nicht besser aus. ![]() Kellereingang "Bowlingtreff" 2024 Was sich dabei die „Grünen“ denken, Naturkunde in den Keller zu verfrachten, ist offen. Es sei aber an dieser Stelle mit Verlaub formuliert, daß der normale Bürger ob dieses Schwachsinns im Leipziger Rathaus bei den dortigen „Leistungen“ nur den Kopfschütteln und abwinken kann. Denn dem Naturkundemuseum kommt gerade mit den Entwicklungen im Leipziger Südraum, der Beseitigung von Altlasten und der aktiven Begleitforschung für die Braunkohlefolgelandschaften eine viel größere Bedeutung als notdürftig unter der Erde zu verschwinden. Nur war die Stadt Leipzig bisher unfähig, auf die Stadt Markkleeberg zuzugehen und gemeinsam mit dem weiteren Umland zukunftsfähige Lösungen zu vereinbaren – von den Verkehrsanbindungen bis eben hin u.a. zum Naturkundemuseum. Dazu ein Schreiben an den Direktor des Naturkundemuseums 2024. Statt sich anstehenden ökologischen Herausforderungen der notwendigen Umweltsanierung und des Klimawandels zuzuwenden, werden dagegen derzeit auf innerstädtischen Grund „Sumpfmulden“ zelebriert, womit wieder mal staatliche Fördergelder abgegriffen werden sollen. Dabei sollte man eigentlich gelernt haben, daß wir inzwischen nicht mehr in der DDR leben, wo SED und Stasi überirdisch nichts Gescheites mehr an baulichen Dingen zustande brachten. Dies trifft auch für die Studierenden zu, denen man großzügig überließ, die Kelleretagen der Moritzbastei freizuschaufeln. Denn das Naturkundemuseum hat mit all den Vereinen zu Natur, Biologie, Landschaftsentwicklung, Ökologie, Bildung etc. zwei Nummern größer mit dem Umland Leipzigs und den Renaturierungen der Braunkohlefolgelandschaften wichtigere und langfristige Funktionen, die nicht in einem Keller abgestempelt werden können. Zudem können nicht nur Rechnungshöfe und Steuerzahler, sondern bestimmt auch das Sächsische Staatsministerium der Finanzen bereits jetzt abschätzen, daß die Folgekosten u.a. an Energie und folgenden Betreuungen dort jeglichen Nutzen übersteigen werden. Daß Überlegungen an dieser Stelle dennoch überaus wichtig und sinnvoll sind, mag der Blick von oben zeigen. Roßplatz von oben um 1910 Denn das Panorama war nicht nur eine Sehenswürdigkeit, sondern ein beliebter Veranstaltungsort mit entsprechender Gastronomie ![]() Panorama um 1930 ![]() Etage mit Innengastronomie und Blick auf das Neue Rathaus Gastronomieebene im Panorama Veranstaltungssaal im Panorama D.h. ein kommerziell betriebenes Panorama an der ursprünglichen Stelle wäre nicht nur für die Stadtkultur eine Bereicherung, sondern auch für das Umland. Während Schulklassen dann über den City-Tunnel zu ihren Tagesausflügen zum Naturlernen nach Markkleeberg und umliegende Seen ausrücken, kommen die Bürger aus dem Umland über diesen Weg bequem und unmittelbar zum Panorama. Dabei ist die Belebung der Innenstadt mit einer baukulturellen Verdichtung des städtischen Gesamtgefüges verbunden. So wäre es ratsam, auch die Bebauung am ehemaligen Königsplatz bzw. jetzigen Leuschnerplatz wieder zu vervollständigen. Die Frage lautet hier, was über dem City-Tunnel technisch an Wiederbebauung möglich ist, um die Verbindung zwischen Südvorstadt und Innenstadt wieder für die Bürger attraktiv zu machen. Damit wird endlich die durch städtebauliche Unfähigkeit zu DDR-Zeiten betriebene Aufwaidung und damit verbundene Unattraktivität von Straßen und Plätze beendet, die die Stadt immer noch und weiterhin beeinträchtigen. Als Zeichen hoher Baukultur sollte wieder die Verdichtung in der Stadt gemeistert werden, die wieder über Jahrhunderte Bestand haben kann. Mit dem Panorama und anderen Wiederbebauungen könnte dann die Kellerinfrastruktur wieder sinnvoll als solche und ohne Ausbau für einen Publikumsbetrieb genutzt werden. ![]() Königsplatz 1913 ![]() Situation 1946 (Fotograf unbekannt) ![]() Königsplatz um 1900 ![]() Veranstaltungsattraktionen Königsplatz 1900 ![]() Gesamtansicht 1903 ![]() Warenhaus Ury um 1910 Man beachte u.a. nicht nur die Ästhestik des Baues, sondern auch die Attraktivität der Fußläufigkeit ins Stadtzentrum, die bei gegenwärtigen Planungen zu einer neuen Betonkiste an gleicher Stelle baukulturell vollkommen unter den Tisch fällt. Sicht auf den Königsplatz um 1920. Links davon noch das Hotel Deutsches Haus ![]() an der Ecke zur Wächterstraße um 1910 Auch hier ist wie im Foto vom 12.09.2024 folgend andeutend zu sehen, ein typisches Beispiel für schlechtes und stadtschädigendes Bauen. Man mißbraucht die historisch wertvollen und denkmalgeschützten Bauten als Reklame, ohne daß man selbst daran anknüpft. ![]() Die Arroganz der Macher, auf die oben zu sehenden Vorbilder der Baukultur mit einem anonymen Würfel zu reagieren, der in jedes x-beliebige Gewerbegebiet besser passen könnte, ist bemerkenswert, so daß dieses genauer betrachtet werden sollte: ![]() Das soll also die Zukunft in Leipzig und sogar ein "Stadtquartier" sein. Man sieht eine seelenlose Kiste mit vermutlich elitären Wohnschließfächern. Zum Trost muß man sagen, daß es von derartigen Schau- bzw. neuartigen Agit-Prop-Tafeln in Leipzig schon dutzende gab, wo es glücklicherweise nicht gelang, genügend naiven Anlegern so etwas im Karton- und Recyclingformat aufzuschwatzen, was keinerlei Lokalbezug und Zukunft hat. ![]() Auch nach innen scheint natürlich immer viel Licht und Sonne in glanzvoll und klinisch saubere Gänge. Da die Verfasser dies als "Urbanum 1" deklariert haben, werden sie bestimmt schon einfach und billig ein ganzes Dutzend dieser niveaulosen Visionen auf ihren Computern vorrätig haben. (beide Fotos vom 30.10.2024) Dies paßt allenfalls nur zur gegenwärtigen Monotonie auf dem Weg zur Innenstadt an der Katholischen Kirche vorbei. ![]() Wilhelm-Leuschner-Platz direkt am Ring (Foto 12.09.2024) Olympiabewerbung und die Folgen In der Gier nach Fördergeldern wurde auch gerade wieder von Herrn Burkhard Jung (SPD) eine Olympiabewerbung für 2040 ins Spiel gebracht, die schon zu DDR-Zeiten von SED und Stasi gewünscht war. Der geschichtliche Hintergrund ist dabei, daß man Leipzig bereits als Konkurrenzstandort für die Olympischen Spiele in München 1972 vorantrieb für den Fall eines Boykotts der sozialistischen Länder. Nun kennen die Bürger die Situation für größere Veranstaltungen im Stadion und in der Arena zur Genüge. Denn jeder Massenauflauf ist aufgrund ungenügender Verkehrskonzepte jedes Mal eine mittelschwere Katastrophe für ÖPNV, den Individualverkehr und die Anwohner. Und „umwelttechnisch“ steht die Leipziger Stadtverwaltung schon mit Wolfgang Tiefensee (SPD) für sinnlose Straßenverbreiterung und damit verbundener Vernichtung von Baudenkmalen wie dem Henriette-Goldschmidt-Haus (danach Straßenverbreiterung), ![]() Märchenhaus Friedrich-Ebert-Straße 2005 Auch hier sollte die Straße wegen der Olympiabewerbung verbreitert werden. Inzwischen ist die Fläche wieder bebaut. ![]() Kleine Funkenburg vor der sinnlosen wie mutwilligen Zerstörung im Jahre 2005. Dazu kommt, daß die Beton„lösungen“ nicht naturnah sind und perspektivisch beikommenden Naturerscheinungen wie El Nino vermutlich nur weiteres Unheil anrichten. ![]() Flußbett am Tröndlingring (Aufnahmen vom 22. August 2024) ![]() Fluß"bett" entlang der Jahnallee ![]() Flußzugang mit Blick auf die Reformierte Kirche am Tröndlinring Wenn man dann weiter zum Elsterwehr spaziert, überdeckt das schöne Grün auch die beschmierten Denkmale. ![]() Für die Olympiabewerbung 2040 reicht eigentlich aus, sich vorzustellen, wie analog zu den gerade beendeten Olympischen Sommerspielen in Paris 2024 die Triathleten durch das Elsterflutbett schwimmen und von der Zeppelin-Brücke diese von tausenden Sportbegeisterten angefeuert werden (so viele passen da selbst nach Sanierung nicht drauf). ![]() Nun gut, die kleinen Schaumkronen, die vom „Nilschlamm“ in die Luft getragen werden, kann man hier nicht sehen. Und man kann auch den damit verbundenen Geruch nur erahnen … Man möge Goethe mit „Leipzig ist ein Klein-Paris ...“ beherzigen und es dabei belassen. Falls man die notwendigen Renaturierungen mal wirklich geleistet hat, bedarf es auch keiner Kraftakte für diverse Veranstaltungen und Wettbewerbe. |