Leipzig
Einleitung
Genius loci
Governanz
Vielfalt
Umwelt
Funktionalität
Kontext
Schönheit
Universität
Wirtschaft
Gründe
Maßstab Europa

Baukultur für Leipzig

gemäß der Declaration von Davos 2018



Hohe Baukultur für Leipzig - 2025

9. Universität Leipzig

Beide deutsche Diktaturen gereichten der Universität Leipzig nur zum Schaden. Egal, ob ihre Bauwerke bei
Bombenangriffen zerstört wurden, geraubtes Kulturgut immer noch beziehungslos verstreut in Russland liegt
oder SED-Verbrechen an ihr weiterhin nicht aufgeklärt sind. Es gibt viele Themen, die im Argen liegen.
Eigentlich müßte man inzwischen daraus gelernt haben, doch weit gefehlt.



Modell des Leipziger Stadtzentrums - im Vordergrund der Neubaukomplex der Karl-Marx-Universität Leipzig um 1968 (Fotograf unbekannt)

Indem man das Hochhaus der Karl-Marx-Universität Leipzig zu DDR-Zeiten bezog, landeten Tonnen von
Literatur, wenn nicht gleich verbrannt, im nicht überdachten Hof des Leipziger Zentralantiquariats, da die
Anzahl der mitzunehmenden Bücher aufgrund der Statik begrenzt war.



Arbeitsraum im Hochhaus (Fotograf unbekannt)



Gruppenarbeitsraum im Hochhaus (Fotograf unbekannt)

Das geplante Auditorium Maximum, die sogenannte „Henselmannssche Torte“ war man nicht in der Lage,
überhaupt zu betreiben. Und so kam das Neue Gewandhaus auf den damaligen „Karl-Marx-Platz“.

Nachdem selbst der ehemalige Rektor Prof. Franz Häuser froh war, das Hochhaus
der Karl-Marx-Universität Leipzig abgeben zu können, erfolgten die nächsten Fehlplanungen.
Statt das gesamte Gelände von der Universitätsstraße bis zum Augustusplatz wieder sinnvoll funktional
zu erschließen, wie es auch Dr. Heinz Füßler zur Geschichte im Jahre 1961 darstellte,
knüpfte man an SED-Planungen an. Dabei hätte man durchaus baugeschichtliche Vorbilder mit über
Jahrhunderte bewährter hoher Qualität wie Kreuzgänge wieder aufzunehmen können.



Historischer Plan von Heinz Füßler 1961



Plan gesamt

Hier eine der Ansichten, wo nach 200er Schleusenplänen Bebauungen mehrerer Jahrhunderte transparent
eingezeichnet wurden. Auch davon wollten die Leipziger Universitätsleitung und beauftragte Planer nichts
wissen. Von zahlreichen Schriftsätzen an die Sächsische Staatsregierung hier mal der

Anhang eines Schreibens an den sächsischen Finanzminister Dr. Horst Metz von 27. April 2003 .

Bei dem gewaltigen finanziellen Aufwand von über 250 Millionen Euro an Steuergeldern für das
Gesamtprojekt war man nicht mal in der Lage, das Gelände um den Innenhof ebenerdig zu gestalten.
Sogar die überdachten Innenhofteile der DDR-Bebauung waren da praktikabler.

Innenhofbereiche zu DDR-Zeiten

Die Universitätsstraße ist nun praktisch tot und nur Abstellfläche für Fahrräder
oder Sitzgelegenheit bei schönen Wetter. Dafür wurden die Innenhofbereiche der Vorbebauungen geopfert
und eingeengt. Vermutlich sollten so die sozialistischen Kellergeschosse mit den Dolmetscherkabinen erhalten bleiben.



Universitätsstraße 5 im Jahre 2017



Auf dem Boden wieder eine Alibiplakette - hier für den "Goldenen Bär".
Statt das gesamte Gelände wieder funktional zu beheimaten, gab es z.B. wieder nur eine Alibischmückung,
und die Psychologie mutierte zur verteilt ausufernden „Fahrstuhlpsychologie“ im Städtischen Kaufhaus.



Dabei lagen sogar Unterlagen der ehemaligen Bebauung vor.



Plan des Psychologischen Institut im Paulinum (oben Universitätsstraße)



Universitätsstraße im Jahre 2024 mit Plakette am "Silbernen Bär"

Der Platzhalter - Übergangslösung am Augustusplatz

Da zum Zeitpunkt der beschriebenen Diktaturfolgen im Jahre 2014 das Menetekel immer noch nicht fertig war,
muß nachgeholt werden, daß es im Dezember 2018 übergeben wurde. Dies ist der heutige Zustand.



Das Gerüst bleibt noch bis 2025. Und es ist anzunehmen, daß dies wohl nicht das letzte Gerüst
vor dem Platzhalter ist, dessen Halbwertszeit in einigen Jahren erreicht sein dürfte. Schließlich
soll gemäß Bronzemodell die Paulinerkirche danach wieder erstehen, die Jahrhunderte überdauern kann,
denn nur hier kann die Kulturgeschichte der Universität Leipzig und der Stadt Leipzig über die Jahrhunderte
authentisch und eindrucksvoll mit den Grabstätten, geborgenen Teilen und den dann zurückgekehrten
Grabschätzen dauerhaft, lehrreich und sinnvoll für die zivilisierte Welt dokumentiert werden.



Innenhofansicht 2024

Statt der Hochglanzankündigungen der zukunftsweisenden Architektur mit großen Bäumen auf den Dächern
gibt es nur drei Alibibäume und eine anonyme, fensterlose Wand zum Auditorium Maximum neben dem Schinkeltor.
Den einst würdevollen Eingang zum Augusteum sieht man hier:



Der aktuelle Vergleich sei auch dokumentiert.



Haupteingang 1924

Baukultur in Leipzig 2024

Weder bezüglich der weit überzogenen Kosten noch bezüglich der Kritikpunkte der Rechnungshöfe
und des Bundes der Steuerzahler (von Meinungen der Bürger gar nicht erst zu reden) wurde gelernt.
Konsequenzen wurden öffentlich nicht gezogen.

Ebenso ist es mit dem Fehlschlag der bereits von Nobelpreisträger Prof. Günter Blobel kritisierten
Erbbaupachtverträge. Es ist weiterhin völlig unklar, wer diese unvorteilhaften Projekte für
bzw. eher gegen die Universität Leipzig einfädelte.

Doch nun befindet sich die nächste Katastrophe in Planung. Die Juristische Fakultät soll an den

Innenstadtring ziehen. Dabei ist nicht bekannt, wer die Juristen so verachtet, daß er ihnen diesen Platz
zuweist.

Der "Juristen-Kotzbrocken"

(anstelle von Hotel de Prusse, Café Bauer und Harmonie)


An zwei Hauptverkehrsstraßen sollen die Juristen und Studierende tagein tagaus in einem
Betonklumpen die Fenster offenhalten und den Straßenlärm und -duft genießen können.
Das tauschen sie gegen ihren vorteilhaften und tradierten Innenstadtsitz!

Und die LWB will an der ehemals herausragenden Stelle Leipzigs noch billige Wohnungen draufsetzen. Von
weiterem schönrednerischen Blödsinn, in dem auch das Naturkundemuseum und die Stiftung Recht
verramscht werden soll, sei hier abgegrenzt.

Jedenfalls würde die Tristesse am Ring wie schon mit der Katholischen Kirche und der damit
geschaffene extensive wie unattraktive Flächenverbrauch samt Nachteilen der monotonen Bauten
fortgeführt.

Hierzu das Vorhaben einer Machbarkeitssudie von 2019

Hier zeichnet aus der Leipziger Stadtverwaltung der vollkommen inkompetente Dr. Ulrich Brieler,
der aber zumindest immer wußte, wie es geht, um Fördergelder zu ergattern, vermutlich
das Karriereziel Professor dabei immer im Blick. Und er hätte auch wissen müssen, daß
er damit der Universität Leipzig nur schadet.

Da es hier um Baukultur geht, seien nochmals die baukulturellen Maßstäbe an dieser Stelle,
wo es auch sehr schöne lithographische Ansichten gibt, verdeutlicht.



Die einfach gestaltete Szenerie um 1900



Die Bebauungsentwicklung um 1880, noch ohne Café Bauer



Gesamtansicht um 1906



Das Café Bauer um 1900



Rossplatz 1906



Die Harmonie um 1909



Die Harmonie



Der Rossplatz mit Eingang Kurprinzstraße mit Blick auf das Neue Rathaus im Jahre 1909

Das Juridicum hat seinen Standort an der ehemaligen Schloßgasse.



Schloßgasse um 1870

Der historische Vergleich zum jetzigen Petersbogen zeigt sich hier:



Vergleich 2016



Juristen-Fakultät mit Maggi im Jahre 2016

Dabei hat sich nun in den letzten Jahren einiges zum Positiven verändert.



Eingang zur Juristenfakultät 2024

Somit waren leider die noch zu Zeiten von Prof. Bigl und Peter Gutjahr-Löser ausgehandelten
Erbpachtverträge zu Recht von Nobelpreisträger Prof. Günter Blobel kritisiert worden.

Doch statt sich mit dem Rossplatz nun in das nächste Unheil zu stürzen, ist es förmlich angeraten,
daß gerade Juristen die Verträge am ursprünglichen Standort neu aushandeln und den angestammten
Platz wieder großflächiger in Anspruch zu nehmen und innen ausbauen. Denn derzeit ist
der Petersbogen mit dem gravierenden Leerstand kein Aushängeschild, sowohl für die Universität
Leipzig als auch für die Pächter. Nur wenige aktuelle Fotos mögen dies belegen. Und man bedenke,
daß gleich nebenan bis auf den Keller auch das ehemalige Warenhaus Althoff und weitere wichtige
Gebäude der Innenstadt zu großen Teilen leer sind.

Es scheint angeraten, daß sich die Universität Leipzig hier dauerhaft neu ausrichten kann,
also nicht wie im Städtischen Kaufhaus, wo sich alles verkrümelt, sondern in funktionalen Einheiten
bzw. institutsbezogen, ggf. mit Hausmeister und inzwischen „entfundenen“ Stellen, was wie bereits
bei den ehemals 18 Grundstücken am Augustusplatz und ringsherum verabsäumt wurde.



Petersstraße im Jahre 2024



Petersstraße im Jahre 2024



Petersbogen im Jahre 2024



Petersbogen im Jahre 2024.

Während das Casino weiter geöffnet hat, machte mittlerweile auch „Weltbild“ dort dicht.



Schließlich gab es bezüglich der Baukultur an dieser Stelle auch mal einen Promotions- und Prüfungssaal.





Letzte Aktualisierung 18.02.2025 Alle Dokumente Sammlung Wieland Zumpe, Leipzig. Kontakt, Fragen, Hinweise, Fehlerkorrekturen und Copyright © 1999-2025 Email: bach(at)paulinerkirche.org