![]() |
|
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Hohe Baukultur für Leipzig - 2025 9. Universität Leipzig Beide deutsche Diktaturen gereichten der Universität Leipzig nur zum Schaden. Egal, ob ihre Bauwerke bei Bombenangriffen zerstört wurden, geraubtes Kulturgut immer noch beziehungslos verstreut in Russland liegt oder SED-Verbrechen an ihr weiterhin nicht aufgeklärt sind. Es gibt viele Themen, die im Argen liegen. Eigentlich müßte man inzwischen daraus gelernt haben, doch weit gefehlt. ![]() Modell des Leipziger Stadtzentrums - im Vordergrund der Neubaukomplex der Karl-Marx-Universität Leipzig um 1968 (Fotograf unbekannt) Indem man das Hochhaus der Karl-Marx-Universität Leipzig zu DDR-Zeiten bezog, landeten Tonnen von Literatur, wenn nicht gleich verbrannt, im nicht überdachten Hof des Leipziger Zentralantiquariats, da die Anzahl der mitzunehmenden Bücher aufgrund der Statik begrenzt war. ![]() Arbeitsraum im Hochhaus (Fotograf unbekannt) ![]() Gruppenarbeitsraum im Hochhaus (Fotograf unbekannt) Das geplante Auditorium Maximum, die sogenannte „Henselmannssche Torte“ war man nicht in der Lage, überhaupt zu betreiben. Und so kam das Neue Gewandhaus auf den damaligen „Karl-Marx-Platz“. Nachdem selbst der ehemalige Rektor Prof. Franz Häuser froh war, das Hochhaus der Karl-Marx-Universität Leipzig abgeben zu können, erfolgten die nächsten Fehlplanungen. Statt das gesamte Gelände von der Universitätsstraße bis zum Augustusplatz wieder sinnvoll funktional zu erschließen, wie es auch Dr. Heinz Füßler zur Geschichte im Jahre 1961 darstellte, knüpfte man an SED-Planungen an. Dabei hätte man durchaus baugeschichtliche Vorbilder mit über Jahrhunderte bewährter hoher Qualität wie Kreuzgänge wieder aufzunehmen können. Historischer Plan von Heinz Füßler 1961 Plan gesamt Hier eine der Ansichten, wo nach 200er Schleusenplänen Bebauungen mehrerer Jahrhunderte transparent eingezeichnet wurden. Auch davon wollten die Leipziger Universitätsleitung und beauftragte Planer nichts wissen. Von zahlreichen Schriftsätzen an die Sächsische Staatsregierung hier mal der Anhang eines Schreibens an den sächsischen Finanzminister Dr. Horst Metz von 27. April 2003 . Bei dem gewaltigen finanziellen Aufwand von über 250 Millionen Euro an Steuergeldern für das Gesamtprojekt war man nicht mal in der Lage, das Gelände um den Innenhof ebenerdig zu gestalten. Sogar die überdachten Innenhofteile der DDR-Bebauung waren da praktikabler. Innenhofbereiche zu DDR-Zeiten Die Universitätsstraße ist nun praktisch tot und nur Abstellfläche für Fahrräder oder Sitzgelegenheit bei schönen Wetter. Dafür wurden die Innenhofbereiche der Vorbebauungen geopfert und eingeengt. Vermutlich sollten so die sozialistischen Kellergeschosse mit den Dolmetscherkabinen erhalten bleiben. Universitätsstraße 5 im Jahre 2017 Auf dem Boden wieder eine Alibiplakette - hier für den "Goldenen Bär". Statt das gesamte Gelände wieder funktional zu beheimaten, gab es z.B. wieder nur eine Alibischmückung, und die Psychologie mutierte zur verteilt ausufernden „Fahrstuhlpsychologie“ im Städtischen Kaufhaus. Dabei lagen sogar Unterlagen der ehemaligen Bebauung vor. Plan des Psychologischen Institut im Paulinum (oben Universitätsstraße) ![]() Universitätsstraße im Jahre 2024 mit Plakette am "Silbernen Bär" Der Platzhalter - Übergangslösung am Augustusplatz Da zum Zeitpunkt der beschriebenen Diktaturfolgen im Jahre 2014 das Menetekel immer noch nicht fertig war, muß nachgeholt werden, daß es im Dezember 2018 übergeben wurde. Dies ist der heutige Zustand. ![]() Das Gerüst bleibt noch bis 2025. Und es ist anzunehmen, daß dies wohl nicht das letzte Gerüst vor dem Platzhalter ist, dessen Halbwertszeit in einigen Jahren erreicht sein dürfte. Schließlich soll gemäß Bronzemodell die Paulinerkirche danach wieder erstehen, die Jahrhunderte überdauern kann, denn nur hier kann die Kulturgeschichte der Universität Leipzig und der Stadt Leipzig über die Jahrhunderte authentisch und eindrucksvoll mit den Grabstätten, geborgenen Teilen und den dann zurückgekehrten Grabschätzen dauerhaft, lehrreich und sinnvoll für die zivilisierte Welt dokumentiert werden. ![]() Innenhofansicht 2024 Statt der Hochglanzankündigungen der zukunftsweisenden Architektur mit großen Bäumen auf den Dächern gibt es nur drei Alibibäume und eine anonyme, fensterlose Wand zum Auditorium Maximum neben dem Schinkeltor. Den einst würdevollen Eingang zum Augusteum sieht man hier: ![]() Der aktuelle Vergleich sei auch dokumentiert. ![]() Haupteingang 1924 Baukultur in Leipzig 2024 Weder bezüglich der weit überzogenen Kosten noch bezüglich der Kritikpunkte der Rechnungshöfe und des Bundes der Steuerzahler (von Meinungen der Bürger gar nicht erst zu reden) wurde gelernt. Konsequenzen wurden öffentlich nicht gezogen. Ebenso ist es mit dem Fehlschlag der bereits von Nobelpreisträger Prof. Günter Blobel kritisierten Erbbaupachtverträge. Es ist weiterhin völlig unklar, wer diese unvorteilhaften Projekte für bzw. eher gegen die Universität Leipzig einfädelte. Doch nun befindet sich die nächste Katastrophe in Planung. Die Juristische Fakultät soll an den Innenstadtring ziehen. Dabei ist nicht bekannt, wer die Juristen so verachtet, daß er ihnen diesen Platz zuweist. Der "Juristen-Kotzbrocken" (anstelle von Hotel de Prusse, Café Bauer und Harmonie) An zwei Hauptverkehrsstraßen sollen die Juristen und Studierende tagein tagaus in einem Betonklumpen die Fenster offenhalten und den Straßenlärm und -duft genießen können. Das tauschen sie gegen ihren vorteilhaften und tradierten Innenstadtsitz! Und die LWB will an der ehemals herausragenden Stelle Leipzigs noch billige Wohnungen draufsetzen. Von weiterem schönrednerischen Blödsinn, in dem auch das Naturkundemuseum und die Stiftung Recht verramscht werden soll, sei hier abgegrenzt. Jedenfalls würde die Tristesse am Ring wie schon mit der Katholischen Kirche und der damit geschaffene extensive wie unattraktive Flächenverbrauch samt Nachteilen der monotonen Bauten fortgeführt. Hierzu das Vorhaben einer Machbarkeitssudie von 2019 Hier zeichnet aus der Leipziger Stadtverwaltung der vollkommen inkompetente Dr. Ulrich Brieler, der aber zumindest immer wußte, wie es geht, um Fördergelder zu ergattern, vermutlich das Karriereziel Professor dabei immer im Blick. Und er hätte auch wissen müssen, daß er damit der Universität Leipzig nur schadet. Da es hier um Baukultur geht, seien nochmals die baukulturellen Maßstäbe an dieser Stelle, wo es auch sehr schöne lithographische Ansichten gibt, verdeutlicht. ![]() Die einfach gestaltete Szenerie um 1900 ![]() Die Bebauungsentwicklung um 1880, noch ohne Café Bauer ![]() Gesamtansicht um 1906 Das Café Bauer um 1900 ![]() Rossplatz 1906 ![]() Die Harmonie um 1909 ![]() Die Harmonie Der Rossplatz mit Eingang Kurprinzstraße mit Blick auf das Neue Rathaus im Jahre 1909 Das Juridicum hat seinen Standort an der ehemaligen Schloßgasse. ![]() Schloßgasse um 1870 Der historische Vergleich zum jetzigen Petersbogen zeigt sich hier: Vergleich 2016 Juristen-Fakultät mit Maggi im Jahre 2016 Dabei hat sich nun in den letzten Jahren einiges zum Positiven verändert. ![]() Eingang zur Juristenfakultät 2024 Somit waren leider die noch zu Zeiten von Prof. Bigl und Peter Gutjahr-Löser ausgehandelten Erbpachtverträge zu Recht von Nobelpreisträger Prof. Günter Blobel kritisiert worden. Doch statt sich mit dem Rossplatz nun in das nächste Unheil zu stürzen, ist es förmlich angeraten, daß gerade Juristen die Verträge am ursprünglichen Standort neu aushandeln und den angestammten Platz wieder großflächiger in Anspruch zu nehmen und innen ausbauen. Denn derzeit ist der Petersbogen mit dem gravierenden Leerstand kein Aushängeschild, sowohl für die Universität Leipzig als auch für die Pächter. Nur wenige aktuelle Fotos mögen dies belegen. Und man bedenke, daß gleich nebenan bis auf den Keller auch das ehemalige Warenhaus Althoff und weitere wichtige Gebäude der Innenstadt zu großen Teilen leer sind. Es scheint angeraten, daß sich die Universität Leipzig hier dauerhaft neu ausrichten kann, also nicht wie im Städtischen Kaufhaus, wo sich alles verkrümelt, sondern in funktionalen Einheiten bzw. institutsbezogen, ggf. mit Hausmeister und inzwischen „entfundenen“ Stellen, was wie bereits bei den ehemals 18 Grundstücken am Augustusplatz und ringsherum verabsäumt wurde. ![]() Petersstraße im Jahre 2024 ![]() Petersstraße im Jahre 2024 ![]() Petersbogen im Jahre 2024 ![]() Petersbogen im Jahre 2024. Während das Casino weiter geöffnet hat, machte mittlerweile auch „Weltbild“ dort dicht. ![]() Schließlich gab es bezüglich der Baukultur an dieser Stelle auch mal einen Promotions- und Prüfungssaal. ![]() |